Stuttgart/Wien/Spielberg - "Jubilar" Michael Schumacher will in der Steiermark den letzten weißen Fleck auf seiner Erfolgs-Landkarte tilgen. Noch nie hat der dreifache Formel-1-Weltmeister den Großen Preis von Österreich gewonnen. "Irgendwann werden wir auch diesen Fleck entfernen", kündigte der Deutsche vor dem sechsten Saisonlauf auf dem A1-Ring an. Am liebsten wäre Schumacher natürlich ein Triumph gleich am Sonntag als Krönung seines 150. Grand-Prix-Rennens. Das McLaren-Mercedes-Duo David Coulthard und Mika Häkkinen, will dem Jubilar die Party in Spielberg gründlich verderben. "Ich finde Michaels weiße Weste gut", witzelte Mercedes- Motorsportchef Norbert Haug. "Das darf ruhig so bleiben." Häkkinen, der große Pechvogel von Barcelona, hat sein tragisches Ausscheiden wegen eines Kupplungsdefektes eine halbe Runde vor dem scheinbar sicheren ersten Saisonsieg offensichtlich verdaut. "In Spanien habe ich nicht gewonnen. Dann hole ich das eben in Österreich nach." Die Silberpfeile laufen hervorragend Bei den Tests in Valencia liefen die Silberpfeile hervorragend, es gab Bestzeiten am Fließband. In Österreich fahren die Teams zum zweiten Mal mit erlaubter elektronischer Fahrhilfe und man darf davon ausgehen, dass bereits deutlich verbesserte Versionen im Einsatz sind. In Barcelona hatten doch einige Teams Probleme und deshalb im Training oder Rennen (BMW) auf die Traktionskontrolle verzichtet. Ob der Kupplungsdefekt von Häkkinen in der letzten Runde auf die Neuentwicklungen zurück zu führen waren, wird man wohl nie offiziell erfahren. Testfahrer Alex Wurz: "Ich kann nur so viel sagen. Der Defekt stand in keinem Zusammenhang mit der Traktionskontrolle." Beachtliche Bilanz und Träume Das McLaren-Mercedes-Duo beherrschte bisher weitgehend das Geschehen auf dem A1-Ring. Am Sonntag (14.00 Uhr/ORF 1 und Premiere World) wollen Häkkinen und Coulthard ihre österreichische Erfolgsstory prolongieren: Der zweifache Weltmeister gewann bisher zwei Mal (1998 und 2000) und wurde ein Mal Dritter (1999); Coulthard legte als viermaliger Zweiter in Spielberg eine beachtliche Serie hin. Von einer solchen Bilanz kann Schumacher nur träumen. Auf keinem anderen der 17 aktuellen Kurse hat er so bescheiden abgeschnitten: Der 47-malige Grand-Prix-Sieger holte auf der idyllisch gelegenen Berg-und-Tal-Strecke für seine Verhältnisse magere fünf Pünktchen. 1997 wurde "Schumi" Sechster; 1998 nach einem Abflug ins Kiesbett und dem dadurch notwendigen außerplanmäßigen Frontflügelwechsel nach wilder Aufholjagd noch Dritter. Wegen seines Beinbruchs von Silverstone konnte er 1999 in Spielberg nicht starten. Und im Vorjahr beendete Ricardo Zonta gut 300 Meter nach dem Start in der ersten Kurve seine Sieg-Ambitionen. Heimrennen für Bruder Ralf Eine besondere Bedeutung hat der Grand Prix auch für seinen Bruder Ralf bekommen. "Ich habe mich entschlossen in Österreich zu leben, deshalb findet auf dem A1-Ring mein erstes Heimrennen der Saison statt." Nachdem dem Williams-BMW-Piloten nach seinem ersten Formel-1-Sieg in Imola Mitte April die sportlichen Schlagzeilen gehörten, rückte vor Spielberg immer stärker sein Privatleben in den Mittelpunkt des Medieninteresses. Sportdirektor Gerhard Berger glaubt aber nicht, dass sich der kleine Schumi bei seinem Heimrennen ablenken lässt. "Er ist Vollprofi, das ist kein Problem." Die Williams-BMW sollten auch in Österreich ihre Position in den Top-Drei halten können, soferne es trocken bleibt. Zudem ist der superstarke BMW-Motor auf der Strecke mit den vielen Vollgas-Abschnitten perfekt. Der A1-Ring gilt fahrerisch als nicht sonderlich anspruchsvoll, hat aber seine Eigenheiten. Wurz: "Die Strecke wird durch den Gummi-Abrieb mit jedem Tag schneller. Das ist ein Phänomen, das dort extrem auftritt. Das Problem dort ist weniger die Abstimmung der Autos sondern die Tatsache, dass sich die Strecke so extrem verändert und man im Rennen fast schneller fährt als im Training." (APA/dpa)