Die Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation in der Wirtschaftskammer Wien hat sich in ihrer Stellungnahme zum Entwurf für das ORF-Gesetz gegen einen "Rückschritt bei den Werbezeiten" im ORF ausgesprochen. Vielmehr fordern die Branchenvertreter laut Aussendung vom Dienstag unter anderem "mehr Sonderwerbeformen", einen Ausbau der regionalen Werbemöglichkeiten sowie ein Mitspracherecht der Werbewirtschaft bei der Besetzung des Stiftungsrates. Begrüßt wird von der Fachgruppe eine klare Regelung der Unterbrecherwerbung. Wirtschaftsfeindlicher Rückschritt Der Gesetzesentwurf entspreche zwar der EU-Richtlinie "Fernsehen ohne Grenzen", sehe zugleich aber strengere Beschränkungen für den ORF vor, als nach EU-Vorgaben notwendig wäre. Durch die Miteinberechnung von Patronanzen in die Bemessung der Gesamtwerbezeit komme es "zu einer deutlichen Reduktion der täglichen Werbezeit im ORF", was die Fachgruppe als "wirtschaftsfeindlichen Rückschritt" ablehne, heißt es weiter. Es sei nicht sichergestellt, dass durch die vorgesehenen Restriktionen zusätzliches Potenzial für private TV-Veranstalter frei werden würde. Vielmehr brauche es "mehr Sonderwerbeformen insbesondere auf der Ebene der Landesstudios" sowie die Möglichkeit regionaler Werbesendungen. Dass im Gesetzesentwurf ausschließlich österreichweite TV-Werbung zulässig sei, stelle eine Diskriminierung inländischer Auftraggeber mit regionalen Werbeinteressen dar. Product Placement sei für mittelständische Unternehmen wichtig und müsse ausgeweitet werden, so die Fachgruppe weiter. Eine "deutliche Abgrenzung zur Schleichwerbung" solle gemeinsam mit der Werbewirtschaft und dem ORF erarbeitet werden. Begrüßt wird von der Fachgruppe und ihrem Vorsteher Fritz Karmasin dagegen die Neuregelung der Unterbrecherwerbung: "Hier ist eine klare Trennlinie zwischen öffentlich-rechtlichem Rundfunk und Privatfernsehen zu ziehen", heißt es in der Aussendung. Auf Unmut stößt bei der Wiener Fachgruppe der Umstand, dass "kein einziges Mitglied des Stiftungsrats direkt von der (Werbe-)Wirtschaft bestellt werden" kann. Die "staatliche Einflussnahme auf den ORF" wird als "weiterhin massiv" bezeichnet. Zumindest drei Stiftungsräte sollten daher von der werbetreibenden Wirtschaft bzw. ihren Interessenvertretungen bestellt werden, lautet die Forderung. "Die Werbewirtschaft, die immerhin rund die Hälfte des laufenden ORF-Budgets finanziert, wäre damit noch immer nur halb so stark im Stiftungsrat vertreten wie die Gebührenzahler." (APA)