Inland
Neuer Skandal um Operation Spring
Falter: Dolmetscher ist Mitglied der nigerianischen Regierungspartei
Die Justiz hat ihren nächsten Gutachterskandal. Nach dem
Menschenvermesser Johann Szilvassy sorgt nun Douglas Samson I., der
Dolmetscher der „Operation Spring“ für „schlechte Optik“ (ein Sprecher
des Grauen Hauses). Das berichtet die Wiener Stadtzeitung Falter in
ihrer kommenden Mittwoch erscheinenden Ausgabe. Wie Falter-Recherchen
ergaben ist Douglas Samson I. seit Jahren Sekretär der
Deutschland-Sektion der nigerianischen Regierungspartei „People’s
Democratic Party“ (PDP), die seit den Wahlen im Februar 1999 den
nigerianischen Staatspräsidenten stellt und über die absolute Mehrheit
im Parlament verfügt. Die von ihm in Deutschland vertretene
Regierungspartei forderte nigerianische Diplomaten auf, zumindest alle
sechs Monate der nationalen Drogenbekämpfungsbehörde NDLA zu berichten,
welche nigerianischen Staatsbürger im Ausland wegen Drogenhandels
angeklagt oder verurteilt wurden. Ihnen droht bei einer Rückkehr in ihr
Heimatland eine nochmalige Gefängnisstrafe wegen „Schädigung des Images
Nigerias im Ausland“
Douglas I., der vor Gericht bisweilen vermummt auftrat, war der einzige
Ibo-Dolmetscher, den die Polizei heranzog. Er hatte zumindest
theoretisch die Möglichkeit, Informationen über Nigerianer, die als
Drogendealer verdächtigt wurden, an die nigerianische Regierung
weiterzugeben. Er entschied, welche in Ibo geführten Gespräche für die
Beamten wichtig sind und welche Passagen nicht in das Polizeiprotokoll
kommen. So stehen in der Auswertung des Lauschangriffs Sätze wie „Es
werden Gespräche geführt, deren Inhalt jedoch belanglos ist.“
Schließlich war er bei seiner Polizeiarbeit nicht einmal unter Eid
gestellt. Erst im Oktober 1999 wurde nachträglich beeidet. Da waren die
Protokolle aber schon übersetzt. Manchmal mit schweren Fehlern, wie der
Falter in seiner nächsten kommenden Ausgabe nachweist.
Doch Douglas I. hat nicht nur übersetzt, sondern sich aktiv an der
Ermittlungsarbeit der Polizei beteiligt: Er hat zugeordnet, welcher
Angeklagte was gesagt haben soll. Die Person „wird vom Dolmetscher
eindeutig bezeichnet“, heißt es in den Polizeiprotokollen. Friedrich
Lendl, Sprecher des Landesgericht Wien: „Die Optik ist tatsächlich
nicht gut“. (red)