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Die überwiegende Mehrheit der Gründer kleiner und mittelgroßer Familienunternehmen schaffen eine großzügige und vertrauensvolle Übergabe an die nächste Generation nicht und verpassen auch den richtigen Zeitpunkt dafür, so das Ergebnis einer Untersuchung der Privaten Fachhochschule des Mittelstandes in Bielefeld. Die Mehrheit der Gründer haben sich ein Unternehmen genau nach ihrem Geschmack geschaffen und es Jahre und Jahrzehnte geprägt. Der Gedanke, Einfluss und Verantwortung zu teilen, ist unerträglich, der einzige Ausweg scheint das Hinauszögern der Übergabe zu sein. Den Führungsstil kann man nur als "patriarchalisch" bezeichnen, Firma und Familie verschmelzen miteinander, wenn Frau und Kinder unterschiedliche Funktionen im Unternehmen haben. Mit wenig Vertrauten ist er zu dem geworden, was er ist - an diesem Magel scheitert nun die Übergabe seines Lebenswerks an die nächste Generation. Die Unternehmerkinder stehen jedoch unter enormem Druck, sich für oder gegen den Betrieb, für oder gegen die Familie zu entscheiden. Sie werden von klein auf als Nachfolger gehandelt, ein anderer Beruf weit weg vom Familienbetrieb wird nur wenigen widerspruchslos gestattet. Das ideale Timing Der Nachfolger hat mit 35 Jahren ein Alter erreicht, in dem ihm spätestens das Ruder in die Hand gedrückt werden sollte. Durchschnittlich wird ihm aber erst zehn Jahre später dieses Vertrauen entgegengebracht, was jedoch bedeutet, dass er oder sie entweder längst einen anderen Beruf oder schon zu lange auf der Wartebank gesessen haben. Dieses Warten jedoch fördert das Talent eines Chefs nicht auf die Art und Weise, wie es sich der Senior-Chef ausdenkt. Ganz im Gegenteil. Belastung Tradition Familienbetriebe ziehen ihre Stärke aus der Individualität ihres Chefs, seinen Ideen und Kontakten. Traditionen und Gewohnheiten können für den Nachfolger aber auch zur Belastung, die Erfolge des Vaters zur Hypothek werden. Der Junior immer an der Persönlichkeit des Vaters gemessen und steht unter starkem Erwartungsdruck. Der Weg zum Erfolg Für das Gelingen einer Firmen-Übergabe ist es wichtig, dass sich der Nachfolger als eigenständige Persönlichkeit sieht, die nach ihren Überzeugungen unternehmerische Entscheidungen fällt. Die ältere Generation muss akzeptieren, dass der oder die Nachfolgerin anders handelt, als sie es selbst tun würde. Unterschiede zur Übergabe der zweiten Generation Die Studie kommt weiters zu dem Schluss, dass die zweite Generation die Unternehmensübergabe weitaus lockerer angeht. Da es sich nicht um ihr Lebenswerk, sondern "nur" um einen Beruf gehandelt hat, wird die dritte Generation viel früher mit der Führungsrolle bertraut. Der Chef der zweiten und sicher auch der dritten Generation definiert sich nicht ausschließlich über sein Unternehmen und lebt auch ein Leben außerhalb der betrieblichen Belange. Sohn oder Tochter? Auffallend, so die Untersuchung, ist auch die Bereitschaft der zweiten Generation, die Unternehmensleitung in die Hand einer Tochter zu legen, während die Gründer stark auf männliche Nachfolger fixiert sind. (red)