"Internetnutzer sind um nichts autistischer als Nichtnutzer" widerlegt Ifes-Geschäftsführer Hermann Wasserbacher im Gespräch mit dem STANDARD das Stereotyp vom Webuser als einsamem Stubenhocker. Ganz im Gegenteil: Menschen, die oft im Netz surfen, gehen mehr aus und sind vielseitiger interessiert als Nichtuser. Dies ergab eine separate Auswertung der Media-Analyse 2000, die erstmals Daten rund um den Webnutzer lieferte. Insgesamt surften im vergangenen Jahr 40 Prozent der Österreicher über 14 im Netz, zwei Drittel davon täglich oder mehrmals die Woche. In den nächsten Jahren wird laut Wasserbacher die Zahl der surfenden Österreicher aber "nur" noch auf etwa 48 Prozent ansteigen. Unterschiede Die größten Unterschiede zwischen Webnutzern und Nichtnutzern wurden bei den 14- bis 49-jährigen gebildeten Österreichern festgestellt. In Sachen Medienkonsum sind die User deutlich eifriger: Sie hören mehr Radio (30 gegenüber von 20 Prozent), sie lesen viel mehr Zeitung (60 gegenüber von 48 Prozent), und sie konsumieren um ein Drittel mehr Zeitschriften und Illustrierte. Wasserbachers Erklärung dafür: Die Internetnutzung ziehe eine aktivere Mediennutzung mit sich. Der Netzsurfer sei kein Mensch, der sich nur "berieseln" lasse. Was sich auch bei den Interessen widerspiegelt, zum Beispiel in Sachen Politik: 61 Prozent der User interessieren sich für das politische Geschehen, aber nur 40 Prozent der Nichtuser. "Gassi gehen zählt nicht" Auch in puncto Mobilität überholen die Internetnutzer die Nichtnutzer. 27,4 Prozent der Nutzer gehen täglich nach 19 Uhr für mindestens eine Stunde außer Haus ("Gassi gehen zählt nicht"), während nur 16,2 Prozent der Nicht-Surfer täglich dem Nachtleben frönen. Der Werbung im Netz steht Wasserbacher trotz der steigenden Verbreitung des Webs skeptisch gegenüber: "Da der Medienkonsum der User sehr hoch ist, können diese genau so gut über die klassischen Medien erreicht werden", erklärt der Marktforschungsprofi. (jed - Der Standard Printausgabe)