Mauthausen - Mit auf den Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (FP) gemünzten Worten warnte am Sonntag Innenminister Ernst Strasser (VP) bei der Befreiungsfeier im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen vor Intoleranz, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. Nicht nur Ewiggestrige seien gefährlich, sonder vor allem das ewig gestrige Gedankengut. Rund 7000 Menschen gedachten am Appellplatz des ehemaligen Lagers der Befreiung durch amerikanische Soldaten am 5. Mai 1945. Überlebende, Angehörige und diplomatische Vertreter aus 36 Ländern waren gekommen, darunter viele Jugendliche aus dem In- und Ausland. Begleitet von Buhrufen und einem Pfeifkonzert linker Gruppen sprach sich Strasser nachdrücklich gegen eine Tolerierung von Fremdenfeindlichkeit, Nationalismus und Antisemitismus aus. Er finde es "unerträglich, wenn gesagt wird, man muss bei manchem Spruch ein Auge zudrücken". In diesem Zusammenhang erwähnte Strasser etwa Bemerkungen über "Leute von der Ostküste". Fremdenfeindlichkeit sei nach wie vor nicht verschwunden, so Strasser, der kritisierte, dass "immer wieder versucht wird, sich durch das Schüren von Vorurteilen politisches Kleingeld zu verschaffen, mit der Angst vor den Fremden zu punkten und mit diffusen Argumenten zu kriminalisieren". Mauthausen sei kein "harmloses Straflager" gewesen, sondern ein barbarisches Konzentrationslager, errichtet von einem Regime, dessen "ordentliche Beschäftigungspolitik" eine der größten Tragödien ausgelöst habe. Man wolle daher eine Gedenkstätte mit den Opfern der Zeit schaffen. Teil des Projektes "Mauthausen Neu" sei etwa, die persönliche Geschichte von 1000 Überlebenden festzuhalten, kündigte Strasser an. Nationalratspräsident Heinz Fischer (SP) hielt seine Ansprache allgemeiner, er warnte ebenfalls davor, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit mit einem Augenzwinkern zu begegnen. Die These, dass der Zweck die Mittel heilige, sei eine der gefährlichsten in der Politik. Das Projekt des vereinten Europa und im Speziellen die bevorstehende Osterweiterung sind für Fischer Garanten dafür, dass Chauvinismus und Nationalismus neuerlich zu einer Katastrophe führen. Auch wenn es Probleme auf dem Weg zur EU-Erweiterung gebe, so seien diese nicht im Entferntesten vergleichbar mit den Problemen, "die entstehen können, wenn man diese Chance versäumt und in der Sackgasse des Nationalismus landet". (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7. 5. 2001)