Innsbruck/Mauthausen - Verwundet sitzt sie da, aber ihre Wunde heilt ab, ist verkrustet. Die Mädchenfigur aus Holz und Eisen wird als erstes europäisches Mahnmal an die in den KZs ermordeten Kinder- und Jugendlichen erinnern. Sonntagvormittag wird die fünf mal zwei Meter große Plastik in der Gedenkstätte Mauthausen aufgestellt, als ein "lebendiges Denk-mal", wie die Künstlerin Angela Zwettler betont: Die Besucher werden eingeladen, eine Murmel, "das verbreitete, einfache Kinderspielzeug", mitzubringen, sie als Zeichen der Solidarität wie des Widerstandes gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in einer Vitrine neben der Mädchenfigur zu deponieren.

Zwettlers Arbeit ist im Auftrag des Bundesjugendringes entstanden. Erstmals hat die aus Leopoldschlag gebürtige und in Innsbruck lebende Künstlerin eine ihrer häufig überdimensionalen Figuren nicht selbst hergestellt, sondern die Ausfertigung "in kompetente Frauenhände gelegt": den Außenkörper aus Akazienholz in jene der Frauentischlerei in Linz, die Eisenrinne in der Körpermitte, eine "Kruste aus Wunden", in jene der Schlosserin Lisa Steininger.

Zwettler, die vornehmlich in Frauenkontexten arbeitet, auf "weiblicher Spurensuche", bevorzugt im öffentlichen Raum, ist überzeugte Autodidaktin: "Ich habe mich gegen den Besuch der Kunstakademie entschieden."

Die Auseinandersetzung sucht die Künstlerin oft in und mit Gruppen. "Spring ins Feld IV", eine sieben Meter hohe Holzfigur, entstand 1991 für den Innsbrucker Verein Frauen gegen Vergewaltigung in Innsbruck und stand einen Monat lang, bis zu einem Brandanschlag, am Landhausplatz. "Selbst ist die Frau" hieß eine Gemeinschaftsausstellung im Foyer der Innsbrucker Hauptpost (1997), die die 38-Jährige als "Begleiterin" der Ateliergemeinschaft "Kunst und drüber" für Künstlerinnen mit und ohne Diagnose einer geistigen Behinderung initiierte. Herausfordernd bei der Arbeit am Mahnmal war vor allem: "Der würdevolle Ort." (bs/DER STANDARD, Print- Ausgabe, 5/6. 5. 2001)