Wien - Der Auslandsösterreicher und ehemalige Mannesmann-Manager Peter Michaelis wird Rudolf Streicher im Vorstand der Verstaatlichtenholding ÖIAG nachfolgen. Michaelis stellte sich am Donnerstag einem Hearing des Bilanzausschusses des ÖIAG-Aufsichtsrates. Ditz und Michaelis sollen vom Aufsichtsratsplenum in den nächsten zwei Wochen bestätigt werden, erfuhr der Standard aus Unternehmenskreisen. Unterschiedliche Aussagen gab es über die zukünftige Aufgabenverteilung zwischen Michaelis und dem verbliebenen Finanzvorstand Johannes Ditz. Es sei vorstellbar, dass der Jurist und Betriebswirt, der zuletzt in der an Siemens verkauften Autosparte von Mannesmann tätig war, als "Telekom-Aufpasser" den Aufsichtsratsvorsitz in der Telekom Austria (TA) übernimmt. Offene Fragen Ob Ditz Vorstandssprecher der ÖIAG bleibt oder ob es bald zwei gleichberechtigte ÖIAG-Chefs gibt, war nach der Sitzung unklar. Ditz hatte mehrmals darauf hingewiesen, seinen Verbleib in der ÖIAG zu überdenken, falls er nicht Vorstandssprecher bleibe. Im Finanzministerium herrschte nach Bekanntwerden der Vorentscheidung dicke Luft - zum zweiten Mal binnen Wochenfrist. Finanzminister Karl-Heinz Grasser hatte dem Vernehmen nach einen anderen Kandidaten für die ÖIAG präferiert. Erst in der Vorwoche hatte sich Grasser bei der Bestellung des ÖBB-Generaldirektors, Rüdiger vorm Walde, von Infrastrukturministerin Monika Forstinger überfahren gefühlt. Auf den neuen ÖIAG-Vorstand wartet eine Menge Arbeit: Neben bevorstehenden Privatisierungen wie etwa Austria Tabak gibt es bei einigen Beteiligungen wie den Austrian Airlines oder der Telekom Austria erheblichen Ordnungsbedarf. Im Finanzbereich habe die ÖIAG aber kein Problem, sagte ein mit der Bilanz 2000 zufriedener Ditz nach der Sitzung. Die Schulden der Staatsholding, zu der Beteiligungen wie Telekom Austria (TA), OMV und AUA gehören, seien von 87 auf 44 Milliarden Schilling (von 6,32 auf 3,20 Mrd. Euro) gesenkt worden. Im laufenden Geschäftsjahr müssen vom Schuldenberg weitere 14 Mrd. S abgetragen werden, so das ehrgeizige Ziel für Ditz und seinen Neokollegen. Eine Vorgabe, die mit dem Verkauf der Austria Tabak (AT), der Privatisierung des Dorotheums und Dividenden aus den Beteiligungen zu schaffen sei, gab sich Ditz betont zuversichtlich. Den Löwenanteil dürften die 41,1 Prozent der Austria Tabak beisteuern, die neun bis 13 Mrd. S in die ÖIAG-Kassen spülen könnten. Früheren Angaben zufolge beträgt der erhoffte Erlös aus der Veräußerung des "Pfandls" eine Mrd. S. Wenn es Ditz gelingt, bei der Post eine Sonderdividende abzuschöpfen, dann dürfte mehr Geld in die leeren Kassen der Staatsholding fließen. (mimo/ung/DER STANDARD, Printausgabe 4.5.2001)