Wien - Wer die Arbeitskraft seiner Mitarbeiter mit Bonus-Zahlungen belohnt, vergiftet damit das Kooperationsklima, so Reinhard Sprenger, Buchautor, Philosoph und Trainer. Sprenger hat heute, Mittwoch, einen Vortrag beim 1. Weltkongress für systemisches Management zum Thema "Heute schon demotiviert ?" gehalten. Zerstörte Risikofreude "Prämien zerstören die Risikofreude der Mitarbeiter. Zu viele Anreize erzeugen eine Belohnungssucht, die nicht sinnvoll ist", so Sprenger. Die wichtigste Unterscheidung zieht Sprenger zwischen den beiden Terminus "Motivation als Eigensteuerung des Individuums" und "Motivierung als Fremdsteuerung". Es liege auf der Hand, dass nur um den Preis permanenter Neu-Motivierung motiviert werden kann. Das Verhaltensmuster "Tu dies, dann bekommst du das" konzentriert die Menschen auf das "das" statt auf das "dies". "Die Verhaltenslehre hat uns das ja schon vor Augen geführt, wohin das führt: Der Mensch gewöhnt sich schnell an ein immer höheres Reizniveau", so Sprenger. Das führe dann zu einer suboptimalen Leistungsbereitschaft. Belohnung motiviert "Belohnung motiviert natürlich schon, allerdings motiviert Belohnung nur dazu, die Belohnung selbst zu erhalten. Damit zerstört sie sukzessive die Bindung an die Aufgabe und ersetzt sie durch die Bindung an die Belohnung", so Sprenger. Ein kluges Management habe daher zu entscheiden, ob es permanent in weitere Erfolgsprämien und Incentives investieren will, um Mitarbeiter bei Laune zu halten, oder ob es Selbstverantwortung und echte dauerhafte Qualitätsarbeit unterstützt. "Die Motivierung ist schlussendlich nichts anderes als institutionalisiertes Misstrauen", so der Experte. Demotivierende Führungskräfte Gründe dafür, warum es schieflaufe, gebe es viele. Einer davon sei, dass drei von vier Führungskräften, vor die Wahl gestellt, eine Sachaufgabe zu lösen oder ein Mitarbeitergespräch zu führen, sich für die Sachaufgabe entscheiden würden. "Die Führung muss aufmerksam sein für die vielen demotivierenden Faktoren, die die Leistungsbereitschaft des Mitarbeiters behindern und sich selbst dabei nicht ausnehmen", meint Sprenger. Vielfach sei das demotivierende Verhalten der Führungskräfte an der Misere schuld. Der Wissenschaftler, der auch als Referent des Kulturministers von Nordrhein-Westfalen arbeitet, ist Leiter des Bereichs "Personalentwicklung und Training" beim 3M sowie Berater von Großunternehmen wie Philips, Coca Cola, Siemens, BASF, Hewlett-Packard, Bertelsmann und Daimler Benz. Er ist darüber hinaus Autor zahlreicher Bücher, darunter das Standardwerk "Mythos Motivation", das im Frankfurter Campus-Verlag erschienen ist. (pte)