Wien - "Wie geht's? Was habt ihr in der letzten Stunde gemacht?" Die Fragen seiner Schulkollegen kann der siebenjährige, an Leukämie erkrankte Philipp ab sofort von seinem Krankenbett im St. Anna Kinderspital per Laptop und Datenleitung beantworten. Über eine kleine Kamera kann Philipp seine Freunde sogar sehen. Und sie ihn, denn die Freunde sitzen in ihrer Klasse ebenfalls vor dem Computer mit Kamera. Mit Philipp wurde ein Pilotprojekt am St. Anna Kinderspital gestartet, mit dem krebskranke Kinder vor der Isolation während ihrer Krankheit bewahrt werden sollen. So können die Kinder trotz der aus hygienischen Gründen notwendigen Abschottung von ihrer Umwelt weiter mit Freunden plaudern - ein wesentlicher Aspekt für die Heilung. Vorerst ist das Projekt technisch so weit gereift, dass Kommunikation zwischen Spital und Schule möglich ist. In einer weiteren Ausbaustufe sollen die kranken Kinder mit Hilfe ihrer Hauslehrer vom Spitalsbett aus am Unterricht teilnehmen können, egal an welcher Schule sie vor ihrer Krankheit unterrichtet wurden. Bereits mehr als 400 von der Stadt Wien verwaltete Schulen sind schon ans Datennetz angeschlossen. Um eine störungsfreie Kommunikation zu ermöglichen, sind hohe Übertragungskapazitäten notwendig, die um fast zwei Millionen Schilling von Wienstrom und Hewlett-Packard realisiert und finanziert wurden. Reinhard Topf, Projektkoordinator, hatte viele Vorbehalte auszuräumen, bevor das Projekt starten konnte. Vor allem Lehrer und Lehrerinnen hatten Befürchtungen, durch die Computerkameras in der Klasse "überwacht" zu werden. Eltern hatten Angst, dass ihre gesunden Kinder durch den Anblick krebskranker Kinder überfordert sein könnten. Für den Pilotversuch hat Philipps Vater, Markus Pruckner, an der Volksschule Klenaugasse in Wien 22 das Einverständnis aller Eltern von Philipps Klassenkollegen einholen müssen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3. 5. 2001, aw)