Gaza/Jerusalem/Washington - Die israelische Armee ist am Mittwoch im Gazastreifen erneut in palästinensisches Selbstverwaltungsgebiet vorgedrungen. Bei der mehrere Stunden dauernden Militäroperation gegen das Flüchtlingslager El Barasil bei Rafah an der Grenze zu Ägypten wurden ein 17- und ein 13-Jähriger erschossen und mindestens 15 weitere Personen, darunter drei Kinder, verletzt. Laut Augenzeugen drang die Armee in der Nacht mit Panzern und Planierraupen in das Lager ein. Die Soldaten rissen mehrere Häuser ab.

Erstmals ist das israelische Sicherheitskabinett am Mittwoch in einer jüdischen Siedlung im Westjordanland zusammengetreten. Das Treffen fand in Ofra im Westjordanland statt, wo am Dienstag ein jüdischer Siedler von Palästinensern erschossen worden war. Ministerpräsident Ariel Sharon besuchte unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen die Familie des Opfers. Hunderte Siedler forderten auf Transparenten "Sharon, gib uns Sicherheit!"

In einer Rede in Washington bezeichnete indes Außenminister Shimon Peres am Dienstag Palästinenserchef Yassir Arafat als Friedenspartner. "Wir können nichts mit Gewalt lösen", sagte Peres. "Es sollte keine Kollektivstrafe geben, Zivilisten sollten nicht leiden." Peres habe bei seinem USA-Besuch "Lügen" über eine angebliche geheime Einigung auf eine Waffenruhe verbreitet, um das israelische Image aufzupolieren, sagte der palästinensische Minister für Planung und internationale Zusammenarbeit, Nabil Shaath. Die palästinensische Führung setze ihre Hoffnungen immer noch auf den ägyptisch-jordanischen Friedensplan, so Shaath. Israel lehnt mehrere Punkte ab, darunter die Forderung nach einem Stopp des Ausbaus jüdischer Siedlungen in den besetzten Gebieten. (DerStandard,Print-Ausgabe,3.5.2001/Reuters/dpa)