Natur
Wieder Gen-Mais in Österreich aufgetaucht
Greenpeace warnt vor Saatgut der Firma Pioneer
Wien - Saatgut der Firma Pioneer ist nach Angaben von Greenpeace mit gentechnisch manipuliertem Mais kontaminiert, der in
Österreich nicht zugelassen ist. Das Unternehmen wurde bei den zuständigen Behörden angezeigt, teilte die Umweltorganisation heute,
Mittwoch, in einer Aussendung mit. Am Vormittag warnten Greenpeace-Aktivisten beim Parlament in Wien vor gentechnisch verunreinigtem
Mais. Von Pioneer stand eine Stellungnahme zunächst aus. Im einzelnen
Der Gentech-Mais im Pioneer-Saatgut war bei Analysen im Auftrag von Greenpeace entdeckt worden. In der konventionellen Sorte
PR39D81 der Firma fanden die Tester Anteile von gentechnisch manipulierten Maissorten BT11 sowie Mon809 oder Mon810 (diese
Produkte der US-Firma Monsanto sind analytisch nicht unterscheidbar).
Bei BT11 handelt es sich um einen Mais der Firma Novartis, der durch Genmanipulation ein Insektengift produziert und gegen ein
Unkrautvernichtungsmittel widerstandsfähig ist. BT11 darf in die EU nur importiert, aber nicht angebaut werden. Mon810 ist in Österreich mit
einem Importverbot belegt, und für Mon809 ist das Zulassungsverfahren noch nicht abgeschlossen. Der Verkauf all dieser Sorten ist in
Österreich daher illegal, so Greenpeace.
Um Begutachtung wird gebeten
Für Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer, der am Nachmittag am parlamentarischen Landwirtschaftsausschuss zum Thema Saatgut
teilnehmen sollte, hinterlegten die Greenpeace-Aktivisten weitere Saatgutproben versehen mit der Aufforderung, es "dringend" zu untersuchen:
"Da die Aussaat von Mais unmittelbar bevorsteht, verlangen wir von den zuständigen Ministern Molterer und Haupt
unverzüglich ein Verbot für in Amerika erzeugtes Saatgut, lückenlose Kontrollen und eine Positiv-Liste mit kontrolliert Gentech-freiem
Saatgut. Außerdem muss Pioneer eine sofortige Rückholaktion starten", forderte der Greenpeace-Aktivist Thomas Fertl.
Bei Saatgut-Verunreinigungen gelte "Null Toleranz", betonte die Umweltorganisation. "In Österreich wird auf 245.000 Hektar Mais angebaut.
Eine 'nur' 0,1 prozentige Verunreinigung mit gentechnisch verändertem Saatgut käme damit einer Freisetzungsfläche von 245 Hektar gleich",
sagte Fertl.
"Bisher gilt Mais aus österreichischem Anbau als Gentechnik-frei. Das muss auch weiterhin so bleiben", betonte Fertl. "Offensichtlich ist die
Gentechnologie außer Kontrolle geraten. Wenn die Sicherheit des Saatguts nicht garantiert werden kann, muss der Import verdächtiger
Sorten gestoppt werden", so der Aktivist. Den Landwirten empfahl Greenpeace vorsorglich Saatgut aus Amerika zu vermeiden.
Pioneer wehrt sich
Pioneer-Chef Felix Rudolf widersprach dem Ergebnis der Greenpeace-Tests. "Wir haben unsere Produkte im
eigenen Labor nach PCR-Methode (Polymerase-Chain-Reaction) getestet. Unter der EU-Prämisse vom 13. März, dass es ein absolutes Null
nicht gibt, waren unsere Produkte alle Gentech-frei", sagte Rudolf.
Alle Hybriden von Pioneer würden auf konventionelle Weise produziert, erklärte der Unternehmens-Chef. Wenn Greenpeace eine Anzeige
machen wolle, so stehe ihnen das frei - es komme immer auch auf den Rechtsrahmen an, in dem eine solche erstattet werde.
Sima kritisiert Molterer
SPÖ-Umweltsprecherin Ulli Sima übte unterdessen heftige Kritik an Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer. "Die Genmais-Kontamination
von Saatgut ist kein Einzelfall", sagte die Abgeordnete. "Die jahrelangen Versäumnisse seitens des Landwirtschaftsministers rächen sich nun.
Denn für Molterer waren die alarmierenden Ergebnisse im letzten Jahr nicht Grund genug, um initiativ zu werden."
Die SPÖ-Umweltsprecherin forderte erneut eine Kontrolloffensive, um künftig Verunreinigungen von Saatgut zu verhindern. "Es ist höchst
alarmierend, dass auf Grund von Sparmaßnahmen die Kontrollen von Saatgut auf gentechnisch verunreinigte Bestandteile im letzten Jahr stark
reduziert wurden." (APA)