Chicago/New York - US-Forscher haben akustische Wellen des Urknalls eingefangen, der vor rund 14 Milliarden Jahren die Geburt des Universums auslöste. Die Aufzeichnung der Wellen gelang mit neuen, ausgeklügelten Strahlenmessungen am Südpol, so Astronomen von der Universität Chicago am Montag in der "Chicago Tribune". Das Team beschreibt seine Aufnahmen als "visuellen Fingerabdruck der Vibrationen", die das gesamte Universum erfüllten. Die Aufnahmen untermauern nach Worten des Teamleiters Michael Turner klarer als alles Andere bisher die Theorie vom Aufblähen des Kosmos. Dieser Theorie zufolge "blähte" sich das Universum beim Urknall in einem unvorstellbaren Tempo auf und nahm innerhalb kürzester Zeit mehr Entwicklungsstufen als in den vielen Milliarden Jahren seither. Mit der schnellen Ausdehnung unmittelbar nach dem Urknall erklären sich die Wissenschafter auch die Strukturen des gegenwärtigen Universums. Ihrer Interpretation nach wäre der Kosmos ohne diesen Vorgang weitaus weniger organisiert und würde wahrscheinlich auch kein Leben auf der Erde erlauben. "Noch in 100 Jahren werden die Menschen über diese Experimente sprechen" Die Aufnahmen vom frühen Universum gelangen mit Hilfe des Mikrowellen-Observatoriums der Chicagoer Universität am Südpol. In der dünnen und trockenen Atmosphäre der Antarktis kamen detaillierte Aufnahmen von der schwachen Hintergrundstrahlung zu Stande, die nach Überzeugung von Wissenschaftern noch vom "Nachglühen" des Urknalls stammt und überall im All zu finden ist. Das Team aus Chicago präsentierte seine Erkenntnis zeitgleich mit Forschern des Kalifornischen Technologie-Instituts (Caltech) auf einer Tagung des Amerikanischen Physikerverbandes in Washington. "Noch in 100 Jahren werden die Menschen über diese Experimente sprechen", kommentierte Professor Marc Kamionkowski (Caltech) die Arbeit beider Teams. "Es war klar, dass wir den Beweis irgendwann bekommen würden. Aber ich hatte nicht geglaubt, schon im Jahr 2001." (APA/dpa)