Wiener Festwochen
Wochen, in denen es kritisch wird...
Wien - Festwochen des Abschieds: Ein letztes Mal präsentierten die
Programmdirektoren Hortensia Völckers (Tanz) und Klaus-Peter Kehr (Musik)
zusammen mit Neointendant Luc Bondy ein Programm der Wiener Festwochen, das
heuer unter dem Motto Vom 11. Mai bis 18. Juni wird's kritisch
steht. Nach einer
Laudatio auf den scheidenden Kulturstadtrat Peter Marboe und dessen Sekretär
Boris Marte stellte Völckers auch das (in keinem Zusammenhang mit der
Abschiedslaudatio) stehende Projekt
du bist die welt
vor
.
Dabei handelt es sich
um "24 Episoden über das heutige
Leben",
die im Wiener Künstlerhaus in Form von Film, Theater,
Ausstellung und interdisziplinären Projekten abgehandelt werden. Die
Architekten Anne Lacation und Jean-Philippe Vassal gestalten den Schauplatz.
Theatermann Luc Bondy (zu Marboe: "Wir werden weiter reden, als wärest
du noch Stadtrat - was aber nicht gegen den Neuen, den ich begrüße,
gerichtet ist!") meinte: Die Interpretationen einer Welt, "in der die Themen
dschungelartiger geworden sind", stünden im Mittelpunkt seines
Programms. Der Bogen reicht von Richard Foremans
Now That Communism is
Dead My Life Feels Empty
bis zu der Uraufführung von Biljana Srbjanovic'
Supermarket.
Besonderes empfahl Bondy Peter Brooks Projekte (die Pariser
Hamlet-
Inszenierung und das Stück
Le Costume
) und Klaus
Michael Grüber (er inszeniert Bernard-Marie Kol- tès'
Roberto
Zucco
). Das Gegenstück zu den alten Regieherrn: Die
Leonce und
Lena-
Inszenierung der Münchner Sebastian Georg Hirn. Noch mehr Theater:
Brechts
Puntila
erscheint als One-Man-Show von und mit Einar Schleef, Frank
Castorf beschäftigt sich mit Dostojewskis
Die Erniedrigten und die
Beleidigten.
Nicht zu vergessen
Shockheaded Peter
, eine
Junk-Oper-Version des Struwwelpeter.
Im Zentrum der Musiktheaters steht die fast 20-stündige Chinesische Oper
Mudan Ting,
welche in drei Blöcken gezeigt wird. Daneben
präsentiert man noch mit der Volksoper die Uraufführung der
Ofenbauer-Oper
SzenePenthesileaEinTraum
und Nonos
Intolleranza
(Inszenierung Günter Krämer). Ergänzt wird das Programm durch
Schönbergs
Erwartung
, die Haydn-Oper
Die Feuersbrunst
,
Karl-Wieland Kurz'
gute miene böses spiel
und eine Neuinszenierung von
Mozarts
Figaro
. Die Festwochen-Eröffnung vor dem Rathaus bestreiten
die Symphoniker.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27. 4. 2001)