Wieder reflektiert ein US-Kinothriller die Zusammenhänge von Gewalt und Bilderproduktion. Robert De Niro spielt in "15 Minuten Ruhm" einen Cop; er irrt durch eine Satire, die ihr Ziel bald aus den Augen verliert, meint Dominik Kamalzadeh.

Wien – Nach seiner kathartischen Befreiungsaktion hat es Travis Bickle am Ende von Martin Scorseses Taxi Driver bekanntlich nur zu einer Schlagzeile gebracht. Robert De Niro, der damals den Veteranen spielte, hat als New Yorker Cop Eddie Flemming in 15 Minuten Ruhm/15 Minutes inzwischen dazugelernt: Er weiß, dass nur wer konstant die Quote bringt, sich einen Star nennen darf.

Daher löst er seine Fälle mit einem Sensationsjournalisten im Schlepptau – jede Festnahme eine Promotion-Aktion für seine Institution. Dumm nur, dass die Gegenseite davon auch schon gehört hat, und weil Kriminalität nicht nur telegen, sondern auch mobil ist, reist sie in Gestalt zweier verschlagener slawischer Immigranten ein.

Emil, notorisch cholerisch, und sein einfältiger Kumpel Oleg träumen von Ruhm und Reichtum und übersetzen es mit Mord und Video. Der eine tötet, der andere, der sich gerne als Frank Capra ausgibt, aber mehr wie ein patscherter Dogma-Filmemacher agiert, filmt ihn dabei.

Aus dem Fernsehen lernen sie dann, dass das schon genügt: Es findet sich schon ein windiger Anwalt, der sie für ihre Taten für unzurechnungsfähig erklären wird; danach aber wartet auf sie das große Geschäft.

John Herzfelds 15 Minuten Ruhm ist der besondere Fall eines "medienkritischen" Thrillers: ein Film, der den spekulativen Umgang mit Gewalt – und die Dummheit – derer, die er attackiert, noch übertrifft. Weder setzt er sich dem Wagnis eines Oliver Stone aus, der in Natural Born Killers die Grenzen solch medialer Strategien aufzeigte, indem er sie verwischte, noch stellt er sich provozierend – wie Rémy Belvauxs Mann beißt Hund – der verführerischen Kraft des Bösen: Er lässt den Zuschauer die Sicht aus Olegs Idioten-Kamera teilen, versucht sich dabei mit den Mitteln einer Satire zu distanzieren, um schließlich – haarscharf an der Selbstjustiz vorbei – so etwas wie ethische Verantwortung der Medien einzuklagen.

Abgesehen davon, dass 15 Minuten Ruhm sich in seinem Thema verirrt, genügt er als Thriller aufgrund jeder TV-Produktion würdiger dramaturgischer Sprünge schon gar nicht. Während die Kriminellen noch nach einer Zeugin ihres Verbrechens suchen, erhält Flemming in einem Feuerwehrspolizisten (Edward Burns) einen antagonistischen, weil medienskeptischen Buddy.

Nahe liegend, dass sich die beiden Plots treffen, aber derart schief hat man es selten gesehen: Flemming wird nämlich zum Ruhmesopfer der beiden Killer erwählt – und der Star verschwindet aus dem Film. Dieser Umstand beraubt den Film seines letzten Trumpfes, seiner charismatischen Mitte. Da fragt man sich dann unwillkürlich, was De Niro überhaupt darin zu suchen hatte. Und besinnt sich schließlich jener Szene, in der er einen Heiratsantrag vor dem Spiegel einübt. Lassen wir ihn in Ruhe proben, "labern wir ihn bloß nicht an".
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17. 4. 2001)