Allerdings dekliniert Finding Forrester (Forrester - Gefunden!) nur noch brav (visuelle) Klischees durch, die dem Industriekino zu kreativer Arbeit eben einfallen können. Mit der Schreibmaschine schreiben ist zum Beispiel Jazz: In Synkopen wirbeln die Finger zur Off-Musik über die Underwood-Tastatur, die Schwärze säuft sich ins weiche Papier, und die Worte kommen solcherart direkt "aus dem Herzen".
Guter Basketballer
William Forrester (Sean Connery), der einst "den großen Roman des 20. Jahrhunderts" geschrieben hat, um dann den Rückzug aus der Welt anzutreten, wird seinem Schützling Jamal Wallace (Rob Brown) solche Weisheiten mitgeben, die dem schwarzen Teenager neben seinem Talent zum Basketball noch einen anderen (Aus-)Weg in eine irgendwie "bessere" Zukunft verheißen. Connery, der vom Filmplakat gottähnlich herunterlächelt und sich quasi zufrieden bei der Weltverbesserungsarbeit zusieht, darf schließlich - welch Sinnbild für einen lebenden Anachronismus - mit seinem altmodischen Herrenfahrrad frohgemut im hektischen New Yorker Verkehrsgewühl verschwinden.
Was Jamal eigentlich will, wovon seine Notizen handeln, das zu vermitteln hat der Film wenig Interesse. Finding Forrester beginnt zwar mit einem Rap, geht dann jedoch dazu über, seinen Helden an den weißen, angloamerikanischen Literaturkanon anzukoppeln. Auch das paternalistische bis autoritäre Gehabe seiner "Väter" verweist ihn auf einen Platz, der ihm wenig eigenen Handlungsraum lässt.
Außerdem ist der Film voll von nichts sagenden, aufgesetzten Bildern. Wenn Jamal die Treppen zu Forresters Wohnung hinaufsteigt, wird dies von unten durchs Treppengeländer gefilmt. Wenn Forrester dann die Tür einen Spalt öffnet, bleibt die Sicht aufs untere Drittel der Tür beschränkt - wieso eigentlich?
Dass man sich plötzlich solche Fragen stellt, hat auch damit zu tun, dass der Verlauf der Geschichte so vorhersehbar ist und die Langeweile sich schon nach fünf Minuten meldet. Da sitzt man dann im dunklen Kino, malt Kringel ins Notizheft und wünscht sich von Herzen einen anderen Film.
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7. 3. 2001)