Wien - Umweltfonds erfreuen sich weltweit steigender Beliebtheit. Sie versprechen mit ihrem Fokus auf ökologisch orientierte Unternehmen neben einem reinen Gewissen auch "saubere" Gewinne. In Österreich gibt es hier noch deutlichen Nachholbedarf, konstatiert der Geschäftsführer des auf ökologische Investments spezialisierten Vermögensberaters Tokos, Peter Reithofer. Während in den USA bereits jeder achte Dollar sozial verantwortlich investiert wird, sind es in Deutschland von 100 Mark magere 15 Pfennige und in Österreich noch weniger, die in ethisch-ökologische Investments fließen, führt der Veranlagungs-Experte aus.
Interesse steigt
Das Interesse an ökologischen Investments ist aber stetig im Steigen. Mangels entsprechender heimischer Produkte muss der Anleger aber auf die hier zu Lande zugelassenen Öko-Fonds ausländischer Fondsgesellschaften zurückgreifen. In Österreich zeigt eine repräsentative Umfrage, welche die Vermögensberatung Tokos über das Gallup Institut durchgeführt hat, dass über 40 Prozent der Anleger, die in Aktien oder Fonds investieren, an ethisch-ökologischen Anlageformen durchaus interessiert sind, bis jetzt aber zu wenig Möglichkeiten dafür sahen.
Neben idealistischen Motiven spricht aber auch die Performance-Statistik für ein entsprechendes Investment. "Das Gewissen allein zählt bei Investments nicht", so Reithofer. Während die meisten internationalen Leitindizes im Jahresvergleich im Minus liegt, weist die Mehrzahl der in Österreich zugelassenen Öko-Fonds eine positive Performance auf.
Unterschiedliche Auswahlkriterien
Die Fonds setzen ihre Auswahlkriterien allerdings unterschiedlich an. Während eine Gruppe von Fonds auf eine Auswahl aus Unternehmen des Öko-Technologiesektors im engeren Sinn fokusiert, selektieren andere vor allem Unternehmen aus traditionellen Sektoren, die ökologisch nachhaltig wirtschaften. So findet man in den Fondsportfolios von Ökofonds auch Aktien der Erdöl-, Auto-, Computer- oder Kosmetikindustrie. Wie solche Titel in einen "grünen" Fonds kommen ist leicht erklärt: Die Titel-Auswahl erfolgt bei allen Fonds nach dem Prinzip der Öko-Effizienz.
Als ökoeffizient werden Unternehmen gehandelt, die für die Herstellung ihrer Produkte möglichst wenig Ressourcen wie Energie und Wasser verbrauchen und die Umwelt weniger belasten als ihre Mitbewerber. Das Auswahlverfahren erfolgt meist in zwei Stufen. Die Negativkriterien schließen zunächst Branchen wie Atomkraft, Waffenindustrie oder Erdöl aus, in die Fondsmanager nicht investieren dürfen. Nach den Positivkriterien werden aus den übrig gebliebenen Branchen die jeweiligen "Umweltleader" ausgewählt. Das sind jene Firmen, die am ökologischsten wirtschaften, das heißt mit konsequenter Umweltpolitik und umweltschonenderen Verfahren ihre Produkte produzieren und dabei im Idealfall auch noch Kosten einsparen. Das Kapital der Öko-Anleger wird damit weniger in grüne Branchen investiert wird, als vielmehr in die "grünsten" Firmen jedes Sektors.
Starkes Kurspotenzial für erneuerbare Energien
Unter den Aktien des Öko-Sektors im engeren Sinn bescheinigen Fondsexperten vor allem dem Bereich der erneuerbaren Energien starkes Kurspotenzial. Die Experten der HypoVereinsbank-Kapitalanlagegesellschaft Activest sehen etwa im Rückzug Deutschlands aus der Kernkraft Auftrieb für regenerative Energien. Im Zuge des hohen Ölpreises werden zudem Projekte, alternative Energien zu erforschen und einzusetzen, forciert. Die Entscheidung der USA, die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen zu subventionieren, sollte nach Einschätzung von Activest ein weiteres positives Zeichen für die Kursentwicklung von Umwelttechnologietiteln darstellen.
Activest Lux Eco Tech Spitzenreiter
Während heimische Kapitalanlagegesellschaften (KAG) noch keine entsprechenden Produkte anbieten, haben zahlreiche ausländische KAGs Fonds mit einem Fokus auf ökologisch orientierte Unternehmen im Programm. Der "Activest Lux Eco Tech" der HypoVereinsbank-Fondsgesellschaft Activest investiert weltweit in Aktien von Unternehmen, die umweltfreundliche Produkte entwickeln. Während die meisten Aktienmärkte im schwierigen Börsenjahr 2000 Verluste hinnehmen mussten, glänzt der Fonds in diesem Jahr mit einer satten Performance von 31,7 Prozent.
Der "Eco Finance" der Schweizer UBS investiert sowohl in Unternehmen aus dem Ökologiesektor als auch in Blue Chip-Unternehmen, die sich um eine Verbesserung ihrer Öko-Effizienz bemühen. Unter den größten Einzelpositionen rangierten (per Dezember 2000) die Aktien von prominenten Konzernen wie Bristol-Myers, Johnson & Johnson sowie Minnesota Mining. Als Benchmark fungiert der breit gestreute MSCI World-Index.
Im Gegensatz dazu konzentriert sich der Sustainability Pionier Fonds der SAM-Gruppe auf klein- bis mittelkapitalisierte Wachstumsunternehmen, die sich dem Konzept der ökologischen Nachhaltigkeit verschrieben haben. Unter den größten Positionen finden sich vor allem weniger bekannte Namen wie Calpine, Tomra Systems oder American Superconductor. Gleich zwei Varianten eines Öko-Fonds bietet die Schweizer Bank Sarasin an: Der "ValueSar Equity" investiert ausschließlich in Aktien von nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen, der "OekoSar Equity" veranlagt als Mischfonds zusätzlich auch in Anleihen der entsprechenden Unternehmen. Der "Greeninvest" der Swissca hat sich ebenfalls dem Konzept der Nachhaltigkeit verschrieben. Zu den größten Aktienpositionen zählen Bank of America (4,88 Prozent), Solarworld (3,93 Prozent), Umweltkontor (3,52 Prozent) und IBM (3,43 Prozent). Unter den größten Positionen im "Global Sustainability" der Credit Suisse-Gruppe rangieren neben Blue Chips wie Intel oder Glaxo sogar Ölkonzerne wie Royal Durch/Shell oder BP. (APA)