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Wien - Für das heurige Jahr haben die Krankenversicherungsträger ein Minus von 5,8 Mrd. S veranschlagt. Es sei eine "betont vorsichtige" Prognose, so Hauptverbandspräsident Hans Sallmutter. Er warnte aber vor einer "weiteren Verschärfung der Finanzlage", da die Rücklagen mancher Träger in wenigen Monaten "restlos aufgebraucht" sein würden. "Die Kostenschere zwischen Beitragseinnahmen und Ausgaben ist nach wie vor weit offen", so Sallmutter zur laufenden Gebarung. Langfristig seien die Beitragseinnahmen nur um 22,5 Prozent gewachsen, die Versicherungsleistungen aber um 27,5 Prozent. Dieses Missverhältnis lasse sich auch kurzfristig feststellen. Von 1999 auf 2000 sind die Beiträge um 2,8 Prozent gestiegen, die Ausgaben aber um 3,8 Prozent. Insgesamt setzen die Krankenversicherungen knapp 140 Mrd. S um. Bei Ausgaben von 138,7 Mrd. S und Einnahmen von 134,8 Mrd. S beträgt das Defizit somit 2,9 Prozent. Als Begründung dafür, dass der Abgang niedriger als nach den ersten drei Quartalen prognostiziert ausgefallen ist, nannte Sallmutter in erster Linie die Ausgabenentwicklung bei den Medikamenten. Der Hauptverband habe im Frühjahr 1999 intensive Verhandlungen aufgenommen, um dort die Dynamik zu senken. Nach Zuwachsraten von mehr als 13 Prozent in den Jahren 1998 und 1999 seien die Ausgaben für Medikamente dann im Vorjahr dann tatsächlich nur um 6,4 Prozent gestiegen. Insgesamt seien für Medikamente im Vorjahr 27 Mrd. S ausgegeben worden, so Sallmutter. Die verhandelten Sparmaßnahmen sollen auch im laufenden Jahr wirksam werden. Zum einen würde sich die Preis- und Spannenreduktion auch dieses Jahr mit 500 Mill. S positiv auswirken. Außerdem seien Struktur- und Mengenmaßnahmen gesetzt worden. Als weiteren Grund für die Defizitreduktion gegenüber der Prognose nannte der Hauptverbandspräsident geringere Ausgaben von je 100 Mill. S bei ärztlicher Hilfe und beim Krankengeld. Für die Verwaltung haben die Krankenversicherungsträger im Vorjahr fünf Mrd. S ausgegeben. Sallmutter: "Der Verwaltungsaufwand der Krankenkassen machte im Jahr 1992 noch vier Prozent aus und konnte bis 2000 nun auf 3,6 Prozent verringert werden." Bei seiner Warnung vor den "strukturellen Problemen der Einnahmen-Ausgaben-Schere" spart Sallmutter auch nicht mit Kritik an der Regierung. Eine Reihe gesetzlicher Maßnahmen aus dem Vorjahr werde einen Einnahmenentfall von "weit mehr" als zwei Mrd. S bewirken. Der Hauptverbandspräsident führt dabei den Einnahmenverlust durch die Pauschalabgeltung der Mehrwertsteuer auf Medikamente, die Senkung des Dienstgeberbeitrages zur Krankenversicherung im Zuge der "Annäherung der Rechtsposition Arbeiter/Angestellte" sowie die Verringerung der Zahlungen der Pensionsversicherung an die Krankenversicherung und Leistungskürzungen in der Arbeitslosenversicherung an. Außerdem müssten die Krankenversicherungen mehr zur Spitalsfinanzierung beitragen. (APA)