Paris - In Europa reifen zwei Raumfahrt-Projekte heran, die eine
Antwort auf die ältesten Fragen der Menschheit geben könnten: Ist es möglich, dass irgendwo ein der Erde ähnlicher Planet einen Stern
umläuft? Gibt es vielleicht am anderen Ende unserer Galaxie Luft und Wasser auf einem Planeten, dessen Atmosphäre Leben möglich macht?
Die Antworten darauf will die Europäische Weltraumorganisation ESA nicht den Amerikanern überlassen. Dickleibige Machbarkeits-Studien
der ESA weisen schon den Weg. Die Projekte heißen "Darwin" und "Eddington".
"Wir müssen nach einer anderen Erde Ausschau halten"
"Wir müssen nach einer anderen Erde Ausschau halten", erklärt Roger-Maurice Bonnet, langjähriger Direktor des wissenschaftlichen
Programms der in Paris ansässigen ESA. "Europas Weltraum-Gemeinde schwärmt von diesen Projekten. Außerdem gilt es, eine Alternative
zur technologischen Vormachtstellung der Amerikaner zu schaffen." Obwohl allein aus finanziellen Gründen eine internationale
Zusammenarbeit im Weltraum angesagt ist, wollen die Europäer deutlicher Flagge zeigen.
Zwar haben Wissenschafter in der jüngsten Zeit immer mehr Planeten außerhalb des Sonnensystems aufgespürt - doch handelte es sich dabei bisher stets um Gasreisen, die noch den Jupiter um ein Mehrfaches übertrafen. Kleinere Trabanten konnten bislang noch nicht beobachtet werden. Dem könnte "Darwin" abhelfen, eine Konstellation von insgesamt sechs Teleskopen, die hochpräzise Wellen-Messungen auf
dem Feld der so genannten Interferometrie möglich machen sollen. "Darwin" würde also - in etwa 15 Jahren - mit einem schärferen Blick als
das Weltraum-Teleskop Hubble Spektrallinien suchen, die nicht denen des Riesen Jupiter ähneln. Venus, Mars und Erde dienen als
Vergleich.
Chance auf Erfolg
"Für die Wissenschaft bedeutet dies eine ernsthafte Suche nach Leben auf anderen Planeten - mit einer wirklich Erfolgschance", hält die ESA
fest. Falls im 21. Jahrhundert ein Planet entdeckt wird, der wie die Erde in großen Mengen Ozon, Sauerstoff und Wasser zu bieten hat, dann
könnte es dort Lebensformen geben. Diskutiert wird, ob die Europäer die Suche im Weltraum gemeinsam mit Amerikanern und Japanern
angehen. Gesucht würde dann in einem Radius von etwa 100 Lichtjahren.
"Eddington" dagegen ist ein Solo-Raumfahrzeug, das von Baikonur in Kasachstan aus mit einer Sojus-Fregat-Rakete in das Weltall befördert
werden soll. Mit einem Ein-Meter-Spezialteleskop ausgerüstet und weit von der Erde entfernt stationiert, könnte "Eddington" die Schwingung
von 50.000 Sternen überprüfen. Das 1,2 Tonnen-Raumfahrzeug soll zudem den möglichen Schwankungen in der Helligkeit von etwa
700.000 Sternen nachgehen. Diese weisen Planeten nach, die - vom Beobachter aus - vor Sternen vorbeiziehen. Eine hoch empfindliche
Kamera lichtet dies ab.
"Mit etwas Glück und zusätzlichen Mitteln könnte 'Eddington' in unserem Planungsabschnitt bis 2013 starten", erläutert der Leiter der
europäischen Astronomie-Projekte, Sergio Volonte. Dabei stehe gerade dieses Vorhaben in Konkurrenz zu einer ähnlichen Erkundungs-Idee
der NASA. Die Vorarbeit für Europas Suche nach einer "anderen Erde" ist bereits weit gediehen. Was noch fehlt, ist der entscheidende
Schritt. (APA/dpa)