Die Idee der Übertragung des Kunstobjektes in den öffentlichen Raum wurde in den vierziger Jahren in England entwickelt. Seit damals ist Kunst im urbanen Raum stets ein Kompromiss zwischen dem gebauten Objekt und dem Wunsch nach einem modernen, autonomen Kunstwerk. Im Gegensatz zu den retardierenden Lösungen der sechziger Jahre an diversen Wiener Gemeindebauten oder den „dropping sculptures“ der Achtziger, ist heute Kunst im öffentlichen Raum stärker in die Geschichte der Stadt bzw. in den Kontext eines Platzes und seiner Umgebung eingebunden. Sie wird zum Anlass für Diskussionen, die weit über die Auseinandersetzungen über formale Qualitäten hinaus geht. Kunstwerke setzen heute im urbanen Raum nicht mehr nur ästhetische Akzente, sie bilden in vielen Fällen einen politischen-sozialen Kommentar, visualisieren gesellschaftliche Gegebenheiten und sensibilisieren den Blick des Betrachters für seine Umgebung jenseits des Alltäglichen. Teilweise benützen Künstler auch bewusst Strukturen, die in der Stadt vorhanden sind, etwa Werbeflächen, wie das museum in progress oder die von Zürich Kosmos lancierte laser-art auf der Lasallestraße. Was können nun künstlerische Interventionen in einem Stadtraum bewirken? Was geschieht mit einem Ort, wenn Künstler ihn neu beleuchten, durch ihre Kunstwerke Akzente setzen und damit erst die Vielschichtigkeit der Umgebung der Gebäude und der gesellschaftlichen Strukturen sichtbar machen? Werden solcherart mögliche Modelle urbanen Lebens präsentiert? Das Buch Nexus geht anhand eines Projektes in Linz Urfahr diesen Fragen nach Kunst und Öffentlichkeit nach. Zugegeben, das Buch befasst sich nur mit einem Projektbeispiel an einem Ort. Aber gerade das ermöglicht die eingehendere Beschäftigung mit dem Thema. Das Buch bietet keinen Überblick oder ist gar ein Reiseführer durch die Kunst im öffentlichen Raum. (Wäre aber auch interessant, leider noch nicht am Markt !) Vielmehr wird in den einzelnen Beiträgen der theoretische Kontext umrissen. Die unterschiedliche Gestaltung der Textbeiträge von Interview, kritischen Stimmen der Anrainer, wissenschaftliche und philosophische Texte, bietet viele Einstiegsmöglichkeiten. Also, ein Buch nicht nur für Insider. ( Silvie Steiner )