Wie "Granada" in die Welt kam:

Szenario 1: Mazzy Star haben den Tourzirkus satt. Sie hauen ab, nach Europa, zum Entspannen. Granada wurde ihr Ziel, doch haben sie sich in der Jahreszeit geirrt. Selbst Spanien ist im November kühl und reizlos, und so hängen sie unter einem bleiernen Himmel herum und langweilen sich.

Wie hieß diese Band noch, nach der die Europäer jetzt alle so verrückt sind? wundert sich Hope Sandoval. Belle and ...? Heimlich schieben sie ein Piano aus einer nahen Bar, weil sie ihre Instrumente nicht mitgebracht haben, und versuchen die Melodien nachzuspielen, die sie im Studenten-Radio gehört haben. Eine Mundharmonika finden sie noch in der Hosentasche ... Mist, wird doch wieder ein Blues. Bloß so richtig amerikanisch kriegen sie ihn nicht mehr hin.

"We float into deeper/
And darker waters with the trees hanging down/
The place of arrival is a town/
In a distance beyond the end of time ..."

Szenario 2: Es ist 1989, und Edie Brickell hat gerade mit ihren New Bohemians und dem Hit "What I am" weltweit abgesahnt. Doch wird der Ruhm ewig währen? fragt sie sich bange, kratzt alle ihre Einkünfte zusammen und lässt eine Zeitmaschine bauen, mit der sie ins Jahr 2000 reist. Das erste, was sie hört, als sie die Tür öffnet, ist ... "What I am", und schon wähnt Edie sich unsterblich. Aber, ach, ein dickes Mädchen namens Emma Bunton singt ihr Lied nun, und an den Namen Edie Brickell kann sich niemand mehr erinnern.

Traurig geht die nun mittellose Edie in eine Bar, um sich ein paar Dollar zu verdienen. Der Besitzer mag ihr Quäkstimmchen, und weil man ihm sowieso gerade das Piano gestohlen hat, lässt er Edie gewähren. Schöne melancholische Liedperlen erfüllen nun die Bar namens "Granada", und die wenigen Gäste rücken ein bisschen enger zusammen, als Edie von verlorenen Seelen wie der ihren singt:

"Helene looks twenty-seven/
She's got dyed hair with pigtails in it/
I can't think what she's wearing/
Helene is a star ..."

Szenario 3: Jonas Ohlson, Petter Lorentzon und Christoffer Gunrup sind Schulfreunde in Schweden, die eines Tages, als sie dem Sänger Magnus Vikström aus dem kalten Luleå dicht unter dem Polarkreis begegnen, die Gründung einer Rockband, die alle Klischees hinter sich lassen soll, beschließen. Und weil Christoffer einen alten Fernseher der Marke "Granada" daheim hat, heißt die Gruppe fortan ... Granada. Irgendwann während sie proben, schleicht sich die kleine Anna Järvinen dazu und haucht so herzergreifend ins Mikro, dass Magnus und sie fortan nur noch im Duett singen wollen.

Als sich ihnen auch noch der Bassist Colin Greig aus dem Umfeld von Belle & Sebastian anschließt, da ist der Sound, nach dem sie gesucht haben, perfekt. Im November 1999 veröffentlichen sie ihre erste EP, und weil sich die schwedische Presse aus Begeisterung darob nur so überschlägt, touren sie daraufhin landauf landab und nehmen schließlich im Herbst 2000 in nur zwei Wochen ihr Debutalbum auf. "Eine wunderbare, weltabgewandte Stimmung" und "Intimität, als wären sie dein bester Freund und flüsterten dir etwas ins Ohr", attestiert man ihnen, und allmählich dämmert es Granada, dass sie nach Stina Nordenstam, den Cardigans und Kent vielleicht das nächste große Dinge aus Schweden werden könnten.

"It's time/
For making things happen/
To pack up our bags and go/
... and amazing it seems ..."
(Josefson)