Foto: http://www.musical.de/cats/de/html
Hamburg - Katzenjammer im Hamburger Operettenhaus an der Reeperbahn und kein Ende in Sicht: Ein erbitterter Tarifkonflikt legt den Spielbetrieb beim Erfolgsmusical "Cats" lahm. Bis zum Sonntagabend fielen acht Vorstellungen dem Streik zum Opfer, allein am Wochenende waren rund 4.400 Musical-Fans betroffen, die Karten für das in wenigen Tagen auslaufende musikalische Spektakel ergattert hatten. Mittlerweile stellen sich "Cats"-Fans die bange Frage, ob überhaupt noch eine Vorstellung über die Bühne geht. Eigentlich ist alles fest geplant: Am 28. Jänner wird die schöne Grizabella zum letzten Mal den Mond anschmachten, dann fällt nach fast 15 Jahren der letzte Vorhang für das Erfolgsmusical "Cats" in Hamburg. Nach mehr als 6.000 Vorstellungen und über sechs Millionen Besuchern will sich das Erfolgsstück einen glamourösen Abschied mit Prominenz und Party gönnen. Doch der aktuelle Tarifkonflikt bei "Cats" hat diese Pläne völlig über den Haufen geworfen. Freddy Quinn gescheitert Niemand hätte 1986 vorherzusagen gewagt, dass die Katzen 15 Jahre lang an der Reeperbahn tanzen würden. "Kurz zuvor war gerade ein anderes Stück mit Freddy Quinn im Operettenhaus gescheitert", erinnert sich der Hamburger Wirtschaftssenator Thomas Mirow. "An ein Musical hat damals keiner geglaubt." Es war der längst vergessene Impresario Friedrich Kurz, der fest an die amerikanische Form der Entertainments glaubte und einen ganzen Kultur- und Wirtschaftszweig neu in Deutschland etablierte. Zwar scheiterten viele Musicals und kleinere Produktionen haben es schwer gegen die großen Spieler im Markt. Doch hat sich das Musical im deutschen Freizeitmarkt fest etabliert: Die Branche setzt ungefähr 500 Millionen Mark (256 Mill. Euro/3,52 Mrd. S) im Jahr um und mehr als zehn Millionen Besucher sehen jedes Jahr eine der großen Produktionen. Über 9.000 Musical-MitarbeiterInnen Mehr als 9.000 Beschäftigte finden durch die Musicals ihren Arbeitsplatz. Und dazu zählen nicht nur Sänger, Tänzer und Musikanten, sondern auch Schneider und Friseusen, Beleuchter und Kellnerinnen, ganz normale Arbeitnehmer. Sie haben, wie es in neuen Wirtschaftszweigen üblich ist, meist keine Tarifverträge und eine schlechte soziale Absicherung. "Die üblichen Vergünstigungen für Arbeitnehmer gibt es bei der Musical-Firma Stella nicht, kein Weihnachts- oder Urlaubsgeld, keine Nacht- und Wochenend-Zuschläge, kein Geld für Überstunden", klagt Ulrike Fürniß von der IG Medien. Die Geschäftsleitung hat zwar einen Tarifvertrag ausgehandelt, will aber nicht unterschreiben. Die Branche soll tariffrei gehalten werden. "Wir brauchen möglichst hohe Flexibilität, und die ist mit einem Tarifvertrag nicht zu erreichen", sagt Wolf-Dieter Werner aus der Stella-Geschäftsführung. Er vermischt die Auseinandersetzung um den Tarifvertrag mit den Verhandlungen um einen Sozialplan für diejenigen "Cats"-Mitarbeiter, die aus dem Unternehmen ausscheiden. Für jeden Streiktag will er den Sozialplan um 100.000 Mark abschmelzen. Das hat Gewerkschaft und Arbeitnehmer auf die Palme getrieben: "Erpressung und Nötigung" wirft die IG Medien dem Stella-Management vor. Miiauuuuhh! So endet eine glanzvolle Erfolgsgeschichte im Katzenjammer. Die Stimmung im Unternehmen ist aufgeheizt, die Besucher sind enttäuscht. Sie nehmen teilweise stundenlange Reisen nach Hamburg auf sich, um dann an der Theatertür abgewiesen oder zum benachbarten "Phantom der Oper" umgeleitet zu werden. Und schließlich schadet der Tarifkonflikt dem Musical-Standort Hamburg und der ganzen Branche. Vom "Buddy"- Musical am anderen Elbufer, das mit "Cats" gar nichts zu tun hat, ist zu hören: "Wir sind über die Streiks sehr unglücklich." (APA/dpa)