Job & Karriere
Die elegantere Art, zu bezahlen
Der business lunch ist längst zur Institution geworden
Der business lunch ist
längst zur Institution geworden: Etwa wie eine Vorstandssitzung oder ein Abteilungsleiter-meeting. Nur soll er in
entspannterer Atmosphäre
ablaufen und die rationale
Kopfarbeit durch emotionale
Gaumen- und Bauchstimulanzen positivieren. Wirklich
erfolgreich wird der business
lunch aber erst, wenn Sie eine
Reihe von "Lunch 2 (to) B
(Business)-Regeln" beachten:
Regel Nummer 1: Lassen Sie
sich die Rechnung schicken:
Nach einem angeregten Geschäftsessen mit Kunden,
Auftraggebern, Aufsichtsräten
flussern der eigenen Karriere
ist es völlig "unelegant" mit
Bargeld zu zahlen. Nicht nur,
dass Jedermann den Rechnungsbetrag nachvollziehen
kann, bleibt Ihren Gästen auch
nicht die Großzügigkeit oder
Mickrigkeit Ihres Trinkgeldes
verborgen. Da ist es schon besser - so ferne sie vom Wirt akzeptiert wird - die Kreditkarte
zu zücken. Der wirkliche Profi unter den business lunchern
jedoch, hat in seinem Lieblingsrestaurant längst ein
Konto eingerichtet, bzw. lässt
sich die Rechnung in die Firma schicken. Natürlich vergisst er nicht dabei dem Ober
ein vertrauliches "Vielen
Dank - das Trinkgeld wie immer ..." hörbar zuzuflüstern
(als 10-Prozent-Trinkgeldgeber gehören sie zu den Topgästen, weniger als fünf Prozent
sind indiskutabel). Der anerkennende Blick Ihres Geschäftspartners oder Kunden
wird Ihnen sicher sein. Vergessen Sie aber bitte nicht, das
alles vorher zu vereinbaren,
um etwaige Live-Diskussionen zu vermeiden. Denn Voraussetzung für das Funktionieren dieser Imponier-Dramaturgie ist schon, dass man
Sie im Restaurant kennt. Umbruch bei Europas bestem
business lunch Europameister
in der Disziplin "Preis-Leistung- beim business lunch" ist
zweifelsohne das Wiener Steirereck. Patron Heinz Reitbauer - von Gault Millau mit vier
Hauben ausgezeichnet - lässt
Sie für 430 Schilling ein dreigängiges Menü der absoluten
Spitzenklasse selbst komponieren. Damit beeindrucken
Sie als Gastgeber mit dem unschlagbaren Argument: "Besser essen Sie zu diesem Preis
in dieser Klasse nirgendwo in
Europa!" Leider stellt sich seit
kurzem die Frage - "Wie lange
noch?" - Denn, Heinz und
Margarethe Reitbauer planen,
um satte 50 Millionen Schilling ihr Restaurant von der
ebenen Erde in den letzten
Stock inklusive Dachterrasse
zu hieven. Gute Freunde und
beinharte Rechner allerdings
raten von derlei unrentablen
Umbauplänen massiv ab, was
die Reitbauers mittlerweile -
Gott sei Dank - ins Schwanken
bringt.
Aktueller Stand der Überlegungen: Eher kein Umbau und
Übersiedelung aufs Dach,
sondern vielleicht sogar eine
völlig neue Location. Heißt:
Neue Adresse, neue Umgebung, neues Restaurant aber
natürlich gleiche Küchen-
und Service Brigade und - hoffentlich - weiterhin der beste
business lunch Europas.
Wolfgang Rosam
Publico-Chef und Gourmet des Jahres 2001.