Stahlproduktion ist eine heiße Sache

moosbrugger
D ie Böhler-Uddeholm AG ist einer der weltweit größten Werkzeugstahlhersteller. Mit rund 8260 Mitarbeitern fertigt die Firma weltweit hochwertige Werkzeuge für die Industrie. Von Randolf Fochler, dem Verantwortlichen für Investor Relations, haben wir einiges über die Zukunft von Böhler erfahren. Welches sind die Business Driver, also die wichtigsten Produkte von Böhler? 40 Prozent unseres Umsatzes machen Werkzeuge für die Automobilherstellung aus. Man muss jedoch eines wissen: Die Menge an Autos, welche verkauft werden sind für uns nicht relevant. Wir profitieren von der Produktvielfalt. Desto mehr verschiedene Autos am Markt sind, desto mehr Werkzeuge benötigen die Hersteller. Höhere Ansprüche an Design und Individualität führen derzeit zu guter Auftragslage bei uns. Wo sehen sie ihre besten Chancen für die Zukunft? "Aktien von Stahlherstellern sind derzeit einfach nicht sexy", soviel steht fest. Allerdings übersehen viele Anleger, dass beim derzeitigen Preis von 35 Euro je Aktie und einer jährlichen Dividende von 2 Euro je Aktie eine Böhler Aktie mit rund 6 Prozent Rendite lukrativer als jedes Sparbuch ist, und sogar viele Anleihen schägt. Ist das Geschäft von Böhler eigentlich zyklisch? Ja eigentlich schon, wir hinken rund 6-9 Monate hinter der restlichen Stahlindustrie hinterher. Wenn diese ihre Spitzen haben kommt unsere beste Zeit. Die Automobilindustrie ist für uns nicht richtungsweisend, wie viele Anleger glauben, obwohl sie einen Gutteil unseres Umsatzes ausmachen. Sehen sie die Böhler Aktie derzeit als fair bewertet? Im Peer Group Vergleich mit anderen Stahlfirmen liegen wir im Mittelfeld. Bei den Auftragseingängen und der Kontinuität unserer Ergebnisse sehen wir uns als eher sichere Anlage. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 500 Millionen Euro sind wir allerdings im internationalen Vergleich eher ein Leichtgewicht. Wie möchten sie sich im Internet positionieren als Old-economy Firma? Unter www.flatground.com haben wir einen Versuch für eine eCommerce Plattform geschaffen. Es wird sich zeigen wie sich dies entwickelt. In jedem Fall wollen wir das Internet nutzen um Kosten zu sparen und um unser Unternehmen zu präsentieren. Ab kommendem Jahr soll der gesamte Einkauf der Schmiedeabteilung auf einer Internetplattform ablaufen. Klapp dies stellen wir nach und nach alle Bereiche um. Sind sie mit dem Börsenplatz Wien zufrieden? In Wien hat sich einiges getan! Es gibt die Bundeswertpapieraufsicht. Wir dürfen jetzt nach US-Gaap und IAS buchführen. Wir haben die XETRA-Anbindung. Die Unternehmen im ATX arbeiten gut zusammen für eine gemeinsame Sache. Die Wiener Börse ist auch eine AG und löst sich immer mehr dem staatlichen Einfluss. Die Rahmenbedingungen werden immer besser, was sich leider noch nicht auf den Kurs ausgewirkt hat. Wie sehen sie die Zukunft des Stahlsektors im Allgemeinen? Auch wenn Kunststoff, Carbon und andere Stoffe im Kommen sind. Als Herstellungswerkzeug ist und bleibt Stahl das Material, das werden früher oder später auch andere eingestehen müssen. Im Moment ist Biotechnologie oder High-Tech im Trend, doch irgendwann wird es auch hier wieder Veränderungen geben. Ihre Werbekampagne: "Diesen Mann bezahlen wir sehr gut. Für`s Kaffeetrinken!" Wir möchten für unsere Werbung keine Supermodells einsetzen. Wir verwenden unsere wichtigste Ressource, unser eigenes Personal, diese Menschen wollen wir in den Mittelpunkt setzen, nicht nur als Werbung nach außen, sondern auch als deutliches Signal nach innen. Wir leben von unserem Personal! Vielen Dank für das Interview. Das Interview mit Randolf Fochler von Böhler-Uddeholm führte Alexander Moosbrugger . Für genaues Datenmaterial besuchen sie auch die Homepage von Böhler-uddeholm , sowie die Einkaufsplattform www.flatground.com