Bild nicht mehr verfügbar.

Fritz Dinkhauser ist durch den Erfolg bei den Tiroler Landtagswahlen auf den Geschmack gekommen

Foto: APA/Gindl
STANDARD: Herr Dinkhauser, Sie haben mit Ihrem Bürgerforum bei der Landtagswahl 18,3 Prozent der Stimmen eingefahren. Reicht Ihnen dieser Erfolg nicht?

Dinkhauser: Wir haben in Tirol ein tolles Ergebnis zustande gebracht. Trotzdem haben es sich die etablierten Parteien gerichtet, in Tirol regieren wieder Schwarz und Rot. Dieses Wahlergebnis war ein starkes Signal. Politik wird aber hauptsächlich in Wien und Brüssel gemacht. Die bundespolitischenWeichen sind zu stellen.

STANDARD: Heißt das, Sie werden bundesweit kandidieren?

Dinkhauser: 600 Mails innerhalb von drei Tagen sind abenteuerlich. Unvorstellbar. Ein Kandidat Dinkhauser wäre der Wunsch vieler Plattformen und Bürgerinitiativen. Es ist eigentlich eine historische Chance, um etwas zu tun.

STANDARD: Um was genau zu tun?

Dinkhauser: Es gibt eine starke politische Notwendigkeit zum Aufbruch in der Bevölkerung. Es braucht eine soziale bürgerliche Alternative zu den etablierten Parteien. Auch die Grünen scheinen ihren Glanz verloren zu haben. Ich trete gegen die Radikalisierung einer Gesellschaft etwa durch die Strache-FPÖ auf. Mit uns hätten die Wähler eine Alternative, wenn sie sich an den Großparteien revanchieren wollen.

STANDARD: Worauf warten Sie dann eigentlich noch?

Dinkhauser: Ein Querschnitt der Bevölkerung ist an mich herangetreten, Ärzte und Unternehmer. Jetzt sollen weitere große Leute zur Demokratisierung der Gesellschaft "aus den Staud’n hupf’n" .

STANDARD: Gibt es einen Zusammenschluss mehrerer Bürgerlisten oder auch von Einzelpersonen wie dem EU-Parlamentarier Hans-Peter Martin oder dem Oberösterreicher Leo Steinbichler?

Dinkhauser: Ich sondiere gerade. Steinbichler ist ein ÖVP-Rebell wie ich, stimmt thematisch mit mir überein. Auch beim Treffen mit Martin wurde klar, dass wir uns inhaltlich decken. Allerdings muss auch die Chemie stimmen. Wenn man in der Politik zusammengeht, ist das wie eine Ehe. Es ist nicht wichtig, zu entscheiden, was man heute kocht, sondern ob man sich mag.

STANDARD: Mögen Sie sich nach dem Treffen in Innsbruck?

Dinkhauser: Ich habe Martin seit Jahren zum ersten Mal wiedergesehen. Ich habe zu ihm gesagt, dass es heißt, dass es mit ihm nicht immer einfach sei. Wir werden uns diese Woche noch einmal treffen und über die Zukunft reden. Wie das weitergehen könnte. Es muss geklärt werden, ob er in Brüssel bleibt oder in den Nationalrat geht, wie ein Wahlkampf finanziert werden würde .

STANDARD: Umfragen sagen Ihnen sechs Prozent voraus. Wird Fritz Dinkhauser bei so einem Erfolg in denNationalrat wechseln?

Dinkhauser: Ich stehe den Tirolern im Wort. Und den Freunden vomBürgerforum. Mit Fritz Gurgiser habe ich schon gesprochen. Wir sind uns einig, es muss Ordnung in Tirol geben. Aber immerhin war es Gurgiser, der mich dazu gebracht hat, die Bewegung österreichweit anzumelden. Also muss ich mir in den nächsten drei Wochen überlegen, wo ich den Tirolern mehr dienen kann. Ich werde sie aber auf jeden Fall befragen.

STANDARD: Ein erster Akt der direkten Demokratie? Wie wollen Sie die Tiroler dazu befragen?

Dinkhauser: Ich werde mit einemMeinungsforschungsinstitut reden und vielleicht eine Umfrage machen. Bei einer Fernsehumfrage haben von zehn befragten Tirolern neun gesagt, ich sollte nach Wien gehen. Das ist zwar nicht repräsentativ, zeigt aber eine Stimmung.

STANDARD: Das klingt alles sehr nach einer Kandidatur.

Dinkhauser: Ich will diesen Leuten keinen Korb geben. Andererseits darf ich mich selbst nicht überfordern. Außerdem möchte ich glaubwürdig bleiben. Die bundesweite Dimension ist eine andere als ein Antreten in Tirol, das es sicher geben wird. Ein bis zwei Mandate sind uns in Tirol ja sicher.

STANDARD: Warum tun Sie sich das an?

Dinkhauser: Mich motivieren die Menschen, ihre Unterstützung. Mein Herz sagt, ich soll kandidieren, aber der Kopf zögert noch. Jetzt muss ich erst alle Eindrücke verarbeiten. Ich sage erst dann Ja zu einer Kandidatur bei der Nationalratswahl, wenn ich Tirol treu bleiben kann und wenn es finanziell und personell machbar ist. (Verena Langegger/DER STANDARD, Printausgabe, 15.7.2008)