Wien - Exakt 23 Stunden vor der großen Enquete über Medienrecht und Opferschutz im Parlament am Donnerstag kehrte der österreichische Presserat wieder. Als gemeinsames Vorhaben von Journalistengewerkschaft und Zeitungsverband VÖZ.

Im Sommer 2002 zogen sich die Verleger aus dem alten Presserat zurück, nicht zuletzt auf Druck der "Krone". Im Herbst 2007 erkannte der Zeitungsverband: Die gemeinsame "Leseranwaltschaft" als Alternative war wirkungslos.

Nun soll ab Herbst wieder ein Presserat über die Branche wachen. Getragen von Zeitungsverband, Gewerkschaft, Verein der Chefredakteure, Zeitschriftenverband, Presseclub Concordia, Verband der Regionalmedien.

  • Zwei Senate mit je sechs Mitgliedern entscheiden, honorige Menschen, nicht unbedingt Funktionäre der Trägerverbände. Den Vorsitz sollen "rechtskundige Personen" übernehmen. Stets Kandidat: der ORF-General und Sektionschef im Justizministerium a. D. Otto Oberhammer. Zwei Senate sollen Beschwerden schneller erledigen. Zudem kann sich einer auf Finanzjournalismus und die EU-Richtlinie darüber spezialisieren.

  • Ein Leserbeirat soll im Trägerverein des Presserats abseits konkreter Beschwerdefälle grundlegenderer Kritik an Branchenphänomenen Gehör verschaffen und diese auch nötigenfalls anprangern. Aktuelle Fälle wären rasch zur Hand.

  • Ombudsleute in den Redaktionen sollen Streitfälle schlichten. Gelingt das dort nicht, versucht das auch noch ein Ombudsmann des Presserates. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 3.7.2008)