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Andreas Schwab: 1976 Olympia-Vierter im Zweierbob, heute Österreichs oberste Instanz in Dopingangelegenheiten.

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Wien – "Ich sehe mich nicht als obersten Dopingjäger im Land." Andreas Schwab steht der nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) vor, die am Montag als oberste Instanz in Dopingangelegenheiten das ÖADC (Anti-Doping-Komitee) abgelöst hat. Die neue Institution soll straffer organisiert sein, mehr Möglichkeiten haben, völlig unabhängig sein. Auffälligster Unterschied zu früher: ab sofort setzt bei einem Dopingvergehen nicht mehr der zuständige Sportverband, sondern die NADA als erste Instanz disziplinäre Maßnahmen. Derzeit anhängige Verfahren – der Leichtathleten Pumper und Lichtenegger, der Triathletin Hütthaler – liegen freilich weiterhin in der jeweiligen Verbandszuständigkeit.

Schwab war Geschäftsführer der Sporthilfe sowie der Bergbahnen Planai und Hauserkaibling, zuletzt Sportdirektor des Golfverbands. Information und Prävention sind ihm wichtig. "Ziel ist es nicht, möglichst viele Dopingfälle aufzuzeigen. Ziel ist es, die Zahl der Dopingfälle aufgrund der vorbeugenden Maßnahmen zu verringern." Schwab kündigt für die nächsten drei Wochen verstärkte Kontrollen bei den etwa 70 österreichischen Olympia-Kandidaten (Peking, August) an. Am 21. und 22. Juli werden sie nicht nur eingekleidet, sondern auch über Dopinggefahren und Konsequenzen aufgeklärt. Mag sein, dass sich da etliche abbeuteln wie 17-Jährige, denen Väter mit Blumen und Bienen kommen. Schwab: "Natürlich liegt’s an der Vernunft der Sportler."

Insgesamt wichtiger sei die Information im Nachwuchsbereich. Was Schwab jungen Sportlern klarmachen will: "Erstens ist Doping Betrug und unfair den Kollegen gegenüber. Zweitens kann Doping enorme gesundheitliche Spätfolgen haben." Die NADA steigt in den ÖADC-Vertrag mit der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) ein, deren "verlängerter Arm in Österreich" sie laut Schwab sein soll. NADA-Gesellschafter sind der Bund (53 Prozent), die Bundesländer (je 5) sowie Olympisches Komitee (ÖOC) und Bundessportorganisation (BSO) mit je einem Prozent. Schwab verfügt über ein Budget von 1,2 Millionen Euro, nicht übel im Vergleich etwa zu Deutschland (1,9).

Damals, 1976, die DDR 1976 war Schwab Olympia-Vierter im Zweierbob, gemeinsam mit Fritz Sperling. Die DDR siegte mit Riesenvorsprung, "sie hat sich halt in gewissen Bereichen Vorteile verschafft" , sagt Schwab. Im Viererbewerb saß er im sechstplatzierten Schlitten von Werner Delle Karth. Vor etwas mehr als drei Monaten hatte Delle Karth bei einer Diskussion in Wien für Aufsehen gesorgt, als er sagte, er habe seinerzeit "gewisse Pillen" genommen, "um stärker zu werden" , die "nicht ganz astreinen Pillen" habe er von DDR-Athleten erhalten. Schwab, gestern darauf angesprochen, zeigte sich sehr überrascht. "Davon habe ich nichts mitgekriegt." (Fritz Neumann - DER STANDARD PRINTAUSGABE 2.7. 2008)