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Die dreitägige Reise nach Paris kostet angeblich nur 20 Zloty - dafür musste demonstriert werden.

Foto: epa/weiken
Warschau - Tausende polnische Studenten fahren seit Donnerstag nach Paris, um "unabsichtlich" eine als Terrororganisation eingestufte iranische Gruppe zu unterstützen, wie die polnische Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" am Freitag berichtete. Den Studenten wurde demnach gesagt, dass die Iranische Gesellschaft in Berlin Reisesponsor sei. Diese bezahlt Reise- und Unterbringungskosten von Freitag bis Sonntag. Einzige Bedingung ist die Teilnahme an einer Kundgebung am Flughafen Charles de Gaulle, die von der iranischen Oppositionsgruppe "Volksmujaheddin" veranstaltet wird. Die Gruppe befindet sich in der EU und in den USA immer noch auf der Liste der Terrororganisationen.

Dreitägige Reise für 20 Zloty

Die dreitägige Reise in die französische Hauptstadt kostet laut dem Bericht nur 20 Zloty (5,96 Euro). Die meisten Studenten haben keine Ahnung, dass sie an einer Demonstration der Volksmujaheddin teilnehmen werden. "Ich höre, dass das ein Protest gegen das Steinigen von Frauen im Iran sein soll", sagte ein Reiseteilnehmer gegenüber der Zeitung.

Eine 22-jährige Studentin der Politologie und Rechtswissenschaften an der Posener Universität fährt mit, um sich in Paris gut zu amüsieren. "Ich weiß nicht genau, worum es bei der Manifestation geht. Ich hörte etwas, dass die Organisation auf der Terrorliste eingetragen wurde und dass sie sich der Verletzung von Menschenrechten widersetzt", erklärte Iza gegenüber der "Gazeta Wyborcza". Ihre Studienkollegin Kinga hat auch keine Befürchtungen: "Terroristische Organisation? Yasser Arafat wurde auch einst so gesehen, und später hat er den Friedensnobelpreis bekommen."

Kundgebung mit Anwesenheitsliste

Laut der Zeitung soll bei der Kundgebung die Anwesenheitsliste geprüft werden. Wer nicht kommt, soll alle Reisekosten selbst tragen müssen. Alle Teilnehmer werden vor dem Betreten der Halle des Flughafens von Sicherheitsleuten durchsucht. Zur Kundgebung dürfen weder Kameras noch Handys mitgenommen werden.

"Die Studenten müssen sich dessen bewusst sein, dass sie in einem politischen Spiel ausgenützt werden können, das von den Volksmujaheddin geführt wird", warnte Anna Potyrala von der Abteilung für Politologie und Journalismus der Posener Universität im Gespräch mit der "Gazeta Wyborcza". Sie wies darauf hin, dass die Organisation 2002 auch von der Europäischen Union als terroristische Organisation eingestuft wurde. Der Europäische Gerichtshof verlangte 2006 eine Streichung der Gruppe von der Liste. Bisher hat der EU-Ministerrat darauf aber noch nicht reagiert. (APA)