Nicht nur wegen optischer Ähnlichkeiten tut sich Andreas Schieder schwer, seine Abstammung zu verschleiern. Wie Vater Peter, der langjährige Abgeordnete, machte sich auch der heute 39-Jährige als außenpolitischer Sprecher der SPÖ einen Namen. Doch nun schaffte es der Junior dorthin, wo der Senior nie war: in ein Regierungsamt.
Der neue Beamtenstaatssekretär in spe - er wird voraussichtlich kommende Woche angelobt - blickt auf einen für die SPÖ typischen Karrierestart aus kontrolliertem Rebellentum mit anschließender Domestizierung zurück. Als es der Haarwuchs noch erlaubte, ließ sich Schieder lange "Federn" stehen und legte sich als Chef der Sozialistischen Jugend im Wiener Bezirk Penzing, wie sich's gehört, mit der Mutterpartei an. "Schärfere Auseinandersetzungen" gab es da auch mit dem Vater, der als SPÖ-Zentralsekretär in den Achtzigern den umstrittenen Bau des Kraftwerks Hainburg verteidigte.
Prägender für die eigene Vita schätzt Schieder den Fall des Eisernen Vorhangs ein, als ihn bei einem Massentreffen mit Jungsozialisten "der internationale Virus" infizierte. Schwärmerische Anekdoten über glorreiche Tage sind seine Sache aber nicht. Stattdessen sagt er Sätze wie: "Es ist Aufgabe der Jugend, nicht nur zu opponieren, sondern das eigene Denken zu schärfen."
Aus einem roten Grundsatzprogramm könnte auch sein Motiv stammen, in die Politik zu gehen: "Die Suche nach einer gerechten Form der Gesellschaft." Nach zehn Jahren im Wiener Gemeinderat und 20 Monaten im Parlament darf sich der als uneitel und kooperativ bekannte Schieder nun den Kopf zerbrechen, wie diese Prämisse mit Beamtendienstrecht oder Verwaltungsreform in Einklang zu bringen ist.