München - Fast 70 Jahre nach der unrechtmäßigen Aneignung durch die Nationalsozialisten haben die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen ein wertvolles Gemälde von Willem Kalf (1622- 1693) an die Familie des früheren Besitzers und jüdischen Kunstsammlers Josef Block zurückgegeben. Dennoch bleibt das Ölbild mit dem Titel "Stillleben mit Porzellankanne" in der Alten Pinakothek in München hängen. Der Pinakotheks-Verein erwarb das sogenannte Raubkunst-Gemälde von Blocks Hamburger Enkel Peter Block für eine nicht genannte Summe zurück und stellte es dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung. Die entsprechenden Verträge mit Peter Block wurden nach Angaben der Staatsgemäldesammlungen am Montag in München unterzeichnet.

Willem Kalf gilt als einer der bedeutendsten niederländischen Stilllebenmaler des 17. Jahrhunderts. Generaldirektor Reinhold Baumstark von den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen nannte es erfreulich, dass mit der Rückgabe ein Unrechtsakt der Nazizeit "nach langen, langen Jahren" wiedergutgemacht worden sei. Auch Block würdigte die verspätete Wiedergutmachung und "Heilung des Unrechts", das seinen Großvater tief getroffen habe. "Mir lag es aber auch am Herzen, dass das Bild an seinem Platz in München hängenbleibt."

Der frühere Besitzer Josef Block (1863-1943) war den Angaben zufolge Schüler der Breslauer und Münchner Akademie und gehörte 1892 zu den Gründungsmitgliedern des "Vereins der bildenden Künstler Münchens", der späteren Münchner Sezession. Ab 1896 habe Block in Berlin gelebt, wegen seiner jüdischen Abstammung sei er seit 1933 verfolgt worden und habe das Stillleben von Kalf auf Druck der Nazis hin verkaufen müssen. Das Gemälde sei in die Hände von Adolf Hitlers Chefeinkäufer Andreas Walter Hofer gelangt, der es wiederum bei dem damaligen Generaldirektor der Staatsgemäldesammlungen, Ernst Buchner, gegen zwei holländische Genregemälde eingetauscht habe.

Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen hatten auch in den vergangenen Jahren schon Raubkunst-Gemälde an die Nachkommen der einstigen Besitzer zurückgegeben. Seit Anfang April dieses Jahres haben sie ein eigenes Referat für Provenienzforschung eingerichtet. Die auf die neue, unbefristete Stelle berufene Kunsthistorikerin Andrea Bambi (44) muss nach eigenen Worten nun rund 4.400 Gemälde und 700 Plastiken, die seit 1933 erworben wurden, auf eine einwandfreie Herkunft und auf mögliche Rückgabe-Ansprüche hin überprüfen. (APA/dpa)