IWC-Konferenz in Chile: Kompromiss mit Japan scheint zu scheitern
Japanische Walfänger sollen 42 trächtige Weibchen und mehr Finnwale als erlaubt getötet haben - Japan dementiert
Redaktion
,
Bild nicht mehr verfügbar.
Die chilenische Umweltministerin Ana Lya Uriarte, Außenminister Alejandro Foxley, US-Vertreter Bill Hoarth, (eine unidentifizierte Person) und rechts außen Chiles stellvertretender Außenminister Albert Van Klaveren bei der IWC-Tagung am Dienstag.
Santiago de Chile - Noch bis Freitag berät die Internationale Walfangkommission
(IWC) auf ihrer 60. Jahrestagung in der
chilenischen Hauptstadt Santiago über die Zukunft des Schutzes der
Meeressäuger. Der chilenische Außenminister Foxley eröffnete die Tagung mit einem Appell zu Einigkeit - aber die Hoffnung auf einen Kompromiss zwischen Anhängern und Gegnern des Walfangs scheint sich wohl doch nicht zu erfüllen: Großbritannien veröffentlichte Zahlen, wonach es sich bei 42 der von Japan getöteten Meeressäuger um schwangere Tiere handelte, einige sollen außerdem noch ihre Jungen gesäugt haben. Die japanische Delegation wies diese Angaben zurück.
"Walfang außer Kontrolle"
Zudem wurde am Dienstag auch ein Vorwurf des Internationalen Tierschutzfonds (IFAW) laut, dem zufolge japanische Walfänger mehr Finnwale töten als von der Regierung offiziell angegeben. Eine Genanalyse von 99 Walfleischprodukten von japanischen Märkten habe das Fleisch 15 verschiedener Finnwale nachgewiesen, hieß es am Dienstag in Hamburg anlässlich der Jahrestagung der IWC. Offiziell habe Japan aber nur 13 erlegte Finnwale gemeldet. "Unsere DNA-Analyse belegt: Es wird Fleisch von mehr Finnwalen verkauft, als offiziell getötet wurden", betonte die IFAW-Japan-Chefin und Koautorin der Untersuchung, Naoko Funahashi. Auch offizielle Meldungen von in Fischernetzen als Beifang umgekommenen Finnwalen könnten die Diskrepanz nicht erklären, erläuterte IFAW- Artenschutzdirektor Ralf Sonntag. Es gebe nur zwei Möglichkeiten, wie das Fleisch in den Verkauf gelangt sein könne: Entweder Japan melde nicht alle getöteten Wale, oder die Regierung könne den illegalen Handel mit Walfleisch nicht unterbinden. "Beide Möglichkeiten sind gleichermaßen erschreckend. Ein weiterer Beweis dafür, dass der Walfang außer Kontrolle ist und gestoppt werden muss."
Moratorium mit Schlupfloch
Die IWC hatte 1982 ein 1986 in Kraft getretenes Verbot des
kommerziellen Walfangs verhängt. Japan nutzt jedoch seither den
weiter erlaubten Walfang zu sogenannten "wissenschaftlichen Zwecken", um mehr als
1.000 Wale pro Jahr zu töten, deren Fleisch anschließend auf den Markt kommt. Ergebnisse dieser "Forschung" gibt es keine. Für Japan, das auf Lebensmittelimporte
angewiesen ist, hat der Walfang eine hohe symbolische Bedeutung, weil
er für den ungehinderten Zugang zum Meer als Quelle für
Nahrungsmittel steht.
Auf der IWC-Jahrestagung will Japan sich erneut um eine offizielle Genehmigung für sogenannten Küstenwalfang in seiner 200-Meilen-Zone bemühen. Im Gegenzug könnte das Land bereit sein, auf den umstrittenen "wissenschaftlichen" Walfang zu verzichten. Viele Walschützer lehnen einen solchen Kompromiss ab.
Pläne für Schutzzone
Die Konferenz berät auch über andere
Bedrohungen für die Wale. So soll es auch um die Verschmutzung der
Meere, die Fischerei, militärische Ortungsgeräte und den Klimawandel
gehen. Brasilien und Argentinien wollen die IWC auffordern, der
Einrichtung einer Schutzzone im Südatlantik zuzustimmen. Chile will
vor seiner Küste ebenfalls eine Schutzzone schaffen (mehr dazu
hier
).
(APA/dpa/red)
Forum:
Ihre Meinung zählt.
Die Kommentare im Forum geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen,
den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen
(siehe ausführliche Forenregeln),
zu entfernen. Benutzer:innen können diesfalls keine Ansprüche stellen.
Weiters behält sich die STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. vor, Schadenersatzansprüche
geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.