Geschichten vom Fußballplatz: Faccio vor einem Bild aus dem Irak.

Musa/Wolschlager
Auf den ersten Blick ist Luca Faccio vielleicht wirklich einfach einer jener Fotografen, die ohne Rücksicht auf die eigene Sicherheit an die heißen Punkten des Weltgeschehens reisen und von dort dramatische Bilder schicken. Und so ist es kein Wunder, dass die Fotos des in Wien lebenden Italieners das dokumentieren, was George W. Bush "Achse des Bösen" nennt: Afghanistan, Irak und Nordkorea etwa - aber auch Wien. Allerdings schafft es Luca Faccio immer, hinter politische Kulissen und Inszenierungen zu blicken: Neben den großen Themen zeigt er immer auch den Alltag der Menschen in den von ihm bereisten Ländern. Und weil dieser Alltag überall auf der Welt auch immer Straßenfußball heißt, ist im Archiv des Fotografen in den vergangenen Jahren eine stattliche Sammlung an Fußballbildern zusammengekommen. Eine Auswahl dieser Bilder nun in einer Ausstellung zu zeigen ist da eigentlich logisch. Doch wer sich von der von Lucas Gehrmann kuratierten und Mittwochabend im Wiener "Museum auf Abruf" (www.musa.at) eröffneten Ausstellung "fair play - Fußball in Wien" einfach Bilder von kickenden Buben und Männern in authentisch-ärmlichem Umfeld erwartet, liegt falsch: Ball und Spielfeld bilden immer nur eine rote Linie, die die 80 Exponate thematisch zusammenhält - aber in Wirklichkeit erzählt Faccio über sie genau jene Geschichten, die Fotoreporter aus der ganzen Welt an den Brennpunkten des Weltgeschehens suchen - und oft nicht finden: Die Verbindung zwischen der "großen Weltpolitik" und dem, was man "das Leben der einfachen Menschen" nennt.(rott/DER STANDARD Printausgabe 13.6.2008)