Hamburg/Wien– Dominas, ein Sexclub, ein Hinterhof. Auch einen Tag nach dem Tod des ehemaligen österreichischen Ex-Tennis-Stars Horst Skoff rätselt man in Hamburg, warum der Österreicher am Sonntag dort tot aufgefunden wurde. Gerüchte, wonach Skoff leblos in einem Sexclub lag, wollte die Hamburger Polizei nicht bestätigen. „Er lag in einem Hinterhof“, sagt eine Polizei-Sprecherin zum Standard. Der Hinterhof befindet sich am Steindamm im Stadtteil Hamburg-Hamm. Dort ist die Rotlichtszene nicht so offensichtlich vertreten wie auf der berühmten Hamburger Reeperbahn, es soll jedoch viele „Modellwohnungen“ geben, wo Prostituierte ihre Dienste privat anbieten.

„Eilsektion“ angeordnet

 

Laut der Hamburger Polizei war Skoff am fraglichen Abend in Begleitung zweier Frauen, die später auch die Polizei alarmierten. Der Hinterhof grenzt an ein stillgelegtes Sportstudio, in dem Dominas aktiv gewesen sein sollen. Die Hamburger Polizei hatte die Räumlichkeiten nach eigenen Angaben bisher aber nicht im Visier. Montagabend bestätigte die Hamburger Polizei dem Standard, dass bei der Obduktion keine Hinweise auf Fremdverschulden gefunden wurden. Skoff ist demnach eines natürlichen Todes gestorben. Gesichtsverletzungen dürfte er sich bei einem Sturz zugezogen haben.

Skoff hatte sich wegen Sponsorenverhandlungen in Hamburg befunden, weil er seinen in Kärnten ausgetragenen Horst-Skoff-Cup (Hoska-Cup) österreichweit ausdehnen wollte. Samstag früh war der frühere Weltklassespieler, der es im Einzel-Ranking bis auf Platz_18 gebracht und insgesamt vier Einzelturniertitel geholt hatte, zusammengebrochen und ins Krankenhaus St. Georg gebracht werden. Die Ärzte kämpften 14_Stunden um sein Leben, gegen 19 Uhr gaben sie auf. Horst Skoff wurde offiziell für tot erklärt.

Zu Hamburg hatte der 39-Jährige offenbar enge Beziehungen gehabt. „Es hieß immer, er hat dort eine Freundin“, sagt der frühere Tennisspieler Hans Kary, der mit Skoff befreundet war. Skoff hatte in seiner Karriere vier Turniere gewonnen, darunter die CA-Trophy in Wien 1988 mit einem Finalerfolg über Thomas Muster. Einen seiner spektakulärsten Triumphe feierte der Kärntner 1989 im Davis-Cup in Wien gegen Schweden, als er Mats Wilander in mehr als sechs Stunden mit 6:7 7:6 1:6 6:4 9:7 niederrang. Es war das längste Spiel in der Davis-Cup-Geschichte nach Einführung des Tiebreaks. 1995 beendete Skoff seine Karriere.

Tiefe Betroffenheit herrscht nun in der heimischen Tenniswelt – und auch die Politik meldete sich zu Wort. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Sport-Staatssekretär Reinhold Lopatka schickten Beileidsadressen. „Es ist sehr schwer zu fassen, dass ein Mensch in so jungen Jahren sterben muss. Bei aller Konkurrenz waren wir einen großen Teil unseres Lebens eng miteinander verbunden“, zeigte sich Thomas Muster bestürzt.

Für Ex-Tennisprofi Alexander Antonitsch war Skoff einer „der genialsten Tennisspieler, die wir je hatten“. Genie und Wahnsinn würden aber oft nahe beieinander liegen. „Ohne den Skoffi hätte es sicher viele Sachen nicht gegeben. Wir hätten zum Beispiel nie ein Davis-Cup-Halbfinale erreicht. Es haben halt oft der Tom oder ich dann die Lorbeeren abgeholt“, gab sich Antonitsch nach dem Tod des einstigen Tennis-Stars auch durchaus selbstkritisch. (Birgit Baumann Markus Rohrhofer; DER STANDARD Printausgabe 10. Juni 2008)