Sie denken, Festdachcabrios lägen im Trend? Dann dürfen wir Sie kurz wachrütteln: BMW, Audi, Chrysler, Saab und Co. schicken heuer schicke Antithesen mit klassischem Stoffdach ins Rennen.

foto: Rudolf Skarics
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Die Tester - Siehe Friaul 2008: Making-of

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Der Fotograf

foto: stockinger
Es war an diesem Wochenende nicht einfach, aber wir fanden sie, die Sonnenstrahlen, die es uns ermöglichten, die Dächer zu lüpfen und die Autos an der schwarzen Wand bei Castelmonte oberhalb von Cividale aufzustellen – für das mittlerweile traditionelle Gruppenfoto im Friaul. Fünf Cabrios hatten wir dieses Mal ausgeführt, allesamt mit Fetzendach, dem Trend zu den hundertprozentigen Blechbüchsen zuwiderlaufend. Stoffdächer sind einfach ehrlicher und authentischer. Hier eine Auswahl von Alfa Romeo, Audi, BMW, Chrysler und Saab.

Schnittigkeit

Das schnittigste Cabrio ist zweifellos der Alfa Spider, der einzige Zweisitzer in unserem Test. Optisch in seiner sportlichen Façon überzeugend hat er allerdings Schwächen im Abschluss. Fahrwerk und Lenkung kommen mit dem Auftritt nicht ganz mit, und der 2,4 Liter Turbodiesel ist in diesem Wagen nicht stimmig. Die Leistungsdaten stimmen zwar auf dem Papier, aber sie sind mit zuviel Anstrengung umzusetzen. Abgesehen davon erfüllte der Alfa ein paar Klischees, der Spider sorgte mit einer Amok laufenden Sitzheizung und flatternden Außenspiegeln für Unterhaltung.

Der Audi A3 ist das bravste der Cabrios, solide im Aussehen, fast ein bisschen pummelig. So wie er dasteht, ist der Audi legitimer Nachfolger des VW Golf Cabrios. Erstaunlich sportlich und spritzig ist der 1,8 Liter Benzinmotor mit Turbolader – ein Vergnügen mit 160 PS, da tun sich selbst Alfa und BMW schwer, davonzueilen.

Das 1er Cabrio von BMW trat motorisch mit einer unfairen Startvorteil in unserer Testkonstellation an: mit dem Reihensechszylinder, immerhin 218 PS, aber sehr kultiviert. Im Gesamtkonzept erschien das BMW Cabrio am stimmigsten, da passt alles zusammen. Was fehlt, ist ausreichend Platz. Den hat etwa der Audi, der dafür aber optische Zugeständnisse an die Praktikabilität machen musste.

Der Chrysler Sebring ist das größte der Cabrios, das eleganteste und das gemütlichste. Gemächlich, aber durchaus ausreichend auch der Motor, ein Turbodiesel mit 140 PS, hier wird gecruist und nicht gekreischt. Prinzipiell sind wir natürlich der Ansicht, dass in ein Cabrio ein Benzinmotor und kein Diesel gehört, da soll aber jeder seine eigene Wahl treffen. Und wir haben gleich noch einen Diesel im Angebot: Das Saab 9-3 Cabrio mit immerhin 180 aufgeladenen PS. Saab gilt als Auto für die Individualisten, von denen es mittlerweile ja recht viele gibt, und sie stoßen sich auch nicht daran, wenn ihr Saab Ähnlichkeiten zum Oel Vectra aufweist. Dennoch kommt das Saab Cabrio mit einem Hauch von Exklusivität daher, stimmig in den Proportionen, klassisch im Auftritt.

Bestes Auto gibt es nicht

Jetzt kommen noch ein paar Wertungen. Bestes Auto gibt es nicht, auch weil die Motorisierungen zu unterschiedlich sind, vor allem aber, weil jeder Cabrio-Liebhaber andere Ansprüche und Bedürfnisse hat. Interessant ist aber, dass gerade die beiden Großen, Chrysler und Saab, auf den Rücksitzen äußerst bescheidene Platzverhältnisse aufweisen. Der Teuerste in unserer Konstellation ist der Saab. Mit dem 1,9 TTiD ist er ab 45.800 Euro zu haben. Recht saftig auch Platz zwei und drei, der Alfa Romeo ab 42.500 Euro und der Sechszylinder-BMW ab 41.300 Euro. Unter 40.000 gibt es den Chrysler, der ab 35.890 Euro jede Menge Auto bietet, auch von der Größe her. „Günstigster“ Wagen ist der A3 von Audi, zu haben ab 32.600 Euro, was immer noch keine Occasion ist.

Am sparsamsten und daher auch am umweltfreundlichsten ist der Saab. 5,8 Liter Diesel auf hundert Kilometer im Schnitt sind möglich, dabei hat man aber immerhin ein Drehmoment von 400 Newtonmeter zur Verfügung. Auf Platz zwei mit einem theoretischen Durchschnittsverbrauch von 6,8 Liter liegen gleichauf Alfa und Chrysler. Es folgt der Audi mit durchschnittlich 7,3

Literweise

Liter auf hundert Kilometer, Schlusslicht ist BMW mit 8,1 Liter. Schnellster und stärkster Wagen ist der BMW, eh klar bei sechs Zylindern. 218 PS, 238 km/h Spitze. Auch wenn wir über den behäbigen Diesel nörgelten, Platz zwei für Alfa: 200 PS, 400 Newtonmeter Drehmoment, 220 km/h Spitze. Dann sorgfältig abgestuft Saab (180 PS, Audi (160 PS) und Chrysler (140 PS).

Die Wäsche hat am schnellsten der Audi runter: Sensationelle neun Sekunden für die Dachöffnung. Alle anderen brauchen da 20 oder mehr Sekunden, am längsten der g’schamige Chrysler mit knapp 30 Sekunden. (völ/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.5.2008)