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Mit einem eigenen Praktikantengesetz wollen die Grünen Ausbeutung im Rahmen von "Scheinpraktika" verhindern.

Foto: masood/reuters

Manchmal lehrreich, meistens schlecht oder gar nicht bezahlt und oft im rechtlichen Graubereich stattfindend – so lassen sich viele Praktika umschreiben. Ob man am Ende eines Praktikums Profi in Kaffeekochen und Kopieren ist oder ob man doch Berufsspezifisches lernt, das hängt in der Realität oft vom guten Willen und vom Engagement des Unternehmens ab.

Dieser Beliebigkeit wollen die Grünen nun ein Ende setzen. In einem Entschließungsantrag fordert Birgit Schatz, ArbeitnehmerInnensprecherin der Grünen, ein PraktikantInnenausbildungsgesetz. Darin soll etwa definiert werden, was unter einem Praktikum zu verstehen ist und welche qualitativen Standards es zu erfüllen hat.

Standards für Praktika

Geht es nach den Grünen, soll für ein Praktikum eine maximale Arbeitsdauer von drei, in Ausnahmefällen von sechs Monaten festgelegt werden. Eine Mindestvergütung sowie umfassender arbeitsrechtlicher Schutz soll völlig unbezahlte Praktika in Zukunft ausschließen. "Junge Menschen dürfen nicht länger ausgebeutet werden", sagt Schatz im Gespräch mit derStandard.at. Um sicherzustellen, dass im Praktikum ausbildungsrelevanten Tätigkeiten nachgegangen wird, soll etwa eine verpflichtende Betreuung durch eine verantwortliche Person im Unternehmen sowie einen öffentliche Dokumentation des Praktikumsverlaufes vorgeschrieben werden.

Scheinpraktika und Schwarzarbeit

Viele Firmen würden den Praktikumsbegriff missbrauchen, um qualifiziertes Personal zu Dumpingpreisen einsetzen zu können. Das Versprechen auf eine Anstellung werde sehr oft nicht eingelöst, so Schatz. "Bei der Gruppe von höher Ausgebildeten, die oft auch schon ein Studium abgeschlossen haben, handelt es sich oft um Scheinpraktika", kritisiert sie.

Ob ein Praktikantengesetz dazu führen würde, dass viele Unternehmen aufgrund des höheren Aufwandes einfach gar keine Praktika mehr anbieten? Auch Unternehmen wüssten oft nicht genau, welche Anforderungen ein Praktikum zu erfüllen hätte, argumentiert Schatz. Klare Richtlinien könnten dem Abhilfe schaffen. Sie gehe davon aus, dass Unternehmen bestrebt sind, auch in Zukunft gute MitarbeiterInnen zu bekommen und diese etwa im Rahmen von Praktika ausbilden oder kennen lernen wollen. Dass aufgrund eines entsprechenden Gesetzes "Scheinpraktika" abnehmen würden, wäre durchaus in Schatz’ Interesse.

Graubereich verringern

Anna Schopf, Initiatorin der Plattform "Generation Praktikum" begrüßt den Vorstoß der Grünen zur "Optimierung der Praktika", denn so Schopf: "Der rechtliche Graubereich würde sich dann verringern". Im Gespräch mit derStandard.at äußert sie jedoch "den bösen Verdacht", dass aufgrund strengerer Regelungen noch mehr illegale und unbezahlte Schwarzarbeit stattfinden würde. "Aber durch ein Gesetz gibt es zumindest eine einheitliche und eindeutige Regelung, auf die sich PraktikantInnen berufen können. Derzeit ist vieles unklar".

Riskante Strategie Praktikumsschleife

Laut Schatz könnte ihr Entschließungsantrag im entsprechenden Ausschuß des Parlaments im Herbst behandelt werden. Unabhängig von einer gesetzlichen Regelung gibt sie für junge AkademikerInnen zu bedenken: "Eine große Anzahl von Praktika nach dem Studium ist eine riskante Strategie. Das kann den Eindruck erwecken, als hätte man es schon überall probiert, doch nirgends wurde man genommen". (burg/derStandard.at, 25. Mai 2008)