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Hoch hinaus im Job durch die richtige Motivation - oder Absturz

Foto: APA/Franz Neumayr
Seit 20 Jahren setzt sich Gerhard Zapke-Schauer mit Top-Führungskräften an Meetingtische und erforscht die Frage, ob es denn Führungsstile gibt, die "gut gehen". Seine Devise: Die Mitarbeiter müssen immer einen Sinn vor Augen haben, nicht nur ein Ziel wie zum Beispiel Kostenreduzierung. Das erklärte er anschaulich bei einem Vortrag zum Thema "Sinnorientierte Führung oder sinnlose Führung" in der Buchhandlung Manz in Wien.

Sinn ist nicht Sinn

"Je nachdem wie man ihn betrachtet, ist der Morgenstern auch der Abendstern und gleichzeitig die Venus – es kommt auf die Betrachtung an", so Zapke-Schauer. Ähnliches gelte für den Sinn eines Unternehmens, auch er liegt im Auge des Betrachters. Das politische Ziel: Arbeitsplätze schaffen. Das Shareholder Ziel: Profit. Profit sei aber wiederum nicht gleichbedeutend mit dem Sinn für die Mitarbeiter. Profit sei vielmehr die Folge von etwas, denn das Handeln der Mitarbeiter in einem Unternehmen zeige sich in den Arbeitsprozessen. Seien diese richtig durchgeführt und haben die Mitarbeiter das "Richtige getan" ergebe das Resultate, die dann schließlich in Zahlen messbar sind. "Die Kompetenz ‚Das Richtige tun’ ergibt aber noch ein anderes Resultat – den Mitarbeiterstolz", erklärt Zapke-Schauer.

"Intrinsische Motivation"

Das Ziel der Mitarbeiter: Die eigene Kompetenz einsetzen, unter anderem auch für Kunden. Viele Mitarbeiter sähen keinen Sinn in dem, was die Unternehmensführung von ihnen fordert. Hier geht es auch um die so genannte "intrinsische Motivation", die im Prozess der Durchführung liegt und von innen heraus entsteht. Anders gesagt: Das Sinngefühl entsteht nur durch aktives "Machen", auch wenn keine Belohnung von außen winkt. Auch Glück könne nicht unmittelbar gemacht werden, so Zapke-Schauer, weil das Mittel dazu fehlt und die Bewältigung der Herausforderung. Sein Fazit: "Nur mit sozialen Prozessen kann man wirtschaften – und das gelingt umso besser, je mehr man sich für andere interessiert und Sinn schafft.

Soziale Kompetenz

Davon, dass soziale Kompetenz im Mittelpunkt von Führungsfragen stehen muss, zeigt sich auch Helmut Graf, Autor von "Die kollektiven Neurosen im Management", in seinem Vortrag überzeugt: "Das Mitarbeitergespräch ist zum Beispiel ein zutiefst psychologischer Vorgang." Mit Viktor Frankl gesprochen ist laut Graf der "Wille zum Sinn" das Motivationskonzept schlechthin. Er übersetzt das so: "Sinn entsteht dann, wenn Werte am Arbeitsplatz in der Orientierung hin zum Kunden verwirklicht werden."

Sinnfindung

Im Arbeitsumfeld kann Sinn für ihn auf drei Wegen entdeckt werden. Erstens durch die Arbeit selbst – der Mitarbeiter weiß, was er durch seine Arbeit bewirken kann – wo wir wieder bei der intrinsischen Motivation sind. Zweitens durch das soziale Miteinander: ein gutes Betriebsklima, Kollegen und Kunden. Drittens durch die innere Einstellung: denn Sinn könne nicht angeordnet werden: "Niemand kommt mit dem Koffer um Sinn zu verkaufen."

Alarmierende Ergebnisse

Auch eine Managementposition zieht nicht automatisch Sinnschaffung nach sich. Als alarmierend führt Graf die Ergebnisse einer Studie unter 140 Führungskräften an: Bei mehr als jeder vierten Führungsperson sei der eigene Sinnhorizont im kritischen oder sehr kritischen Status. Sinn entstehe dann, so Graf, wenn wir Aufgaben haben und Werte entwickeln können – Sinn muss also gelebt werden – auch in Führungspositionen. (mat, derStandard.at)