Wien - Die Ankündigung des englischen Wachsfigurenkabinetts "Madame Tussauds", eine Dependance im Wiener Prater zu planen und dabei auch das Riesenrad einzubeziehen, hat bei vielen Politikern für Entrüstung gesorgt.

Vor allem FPÖ-Chef Strache erklärte: Es sei "durch und durch inakzeptabel", dass das Wahrzeichen von Briten betrieben werde. Tatsächlich wurde die Attraktion jedoch 1897 von einem Briten errichtet. Auch ein Betreiberwechsel wäre in der mittlerweile bald 111-jährigen Geschichte des Riesenrades nichts Ungewöhnliches:

Britischer Erstbesitzer wurde enteignet

Walter Basset, britischer Erstbesitzer, hat das Rad von britischen Ingenieuren im Kaisergarten errichten lassen - der 1891 vom Londoner "The Assets Realisation" gekauft worden war. Nach seiner Enteignung im Ersten Weltkrieg übernahm Eduard Steiner 1919 das Riesenrad und behielt es bis zur Arisierung 1938. Es wurde 1953 an drei Steiner-Erbinnen restituiert.

Stadt Wien zeigte 1961 kein Interesse

1961 kaufte der Rechtsanwalt Karl Lamac, der die Damen im Rückstellungsprozess vertreten hatte und zu dieser Zeit bereits Miteigentümer war, die ausständigen Anteile. Die Stadt Wien, der man ihr Wahrzeichen angeboten hatte, zeigte damals kein Interesse.

Derzeitige Besitzer sind der Lamac-Enkel Peter Petritsch und seine Cousine. Dieser zeigte sich am Mittwoch nicht überrascht von den Reaktionen. Die patriotische Entrüstung sei zu erwarten gewesen, von einer fixen Entscheidung sei man allerdings noch weit entfernt, unterstrich Petritsch. Außerdem gehe es nur um eine Vermietung und am denkmalgeschützten Rad dürften ohnedies keine optischen Veränderungen stattfinden. Am Donnerstag fliege er zu den nächsten Gesprächen zum Tussauds-Mutterkonzern Merlin Entertainments nach London. (APA)