Fedora 9

Rund alle sechs Monate stellt das Fedora-Projekt eine neue Version der eigenen Linux-Distribution zum Download bereit. Mitte Mai war es nun wieder einmal so weit: Fedora 9 heißt ab sofort die aktuellste Ausgabe der von Red Hat maßgeblich entwickelten - und als Basis für die eigenen Enterprise-Produkte genutzten - Linux-Variante.

Aktuell

Ein Update, das mit einer Fülle von Neuigkeiten nicht nur bestehende UserInnen zum Upgrade bringen will, sondern auch neue BenutzerInnen von anderen Distributionen oder Betriebssystemen zum Umstieg locken soll. Ob dieses Ziel erfolgsversprechend ist, soll der Test auf den folgenden Seiten etwas näher beleuchten.

Download

Zunächst einmal muss die Distribution aber erst bezogen werden, ein Unterfangen, für das verschiedene Optionen zur Auswahl stehen. So gibt es die übliche Install-DVD, auf der so gut wie alles enthalten ist, die dafür aber auch einen mit 3,3 GByte nicht gerade schlanken Download nach sich zieht. Wesentlich bandbreitenschonender sind da schon die verschiedenen "Spins" von Fedora, hinter denen sich speziell angepasste Linux-Varianten in Form einer Live-CD verbergen.

Auswahl

Für die meisten BenutzerInnen interessant werden dabei vor allem der GNOME- und der KDE-Spin sein, mit dem sich der jeweilige Desktop flott installieren lässt. All das gibt es für 32- und 64-Bit x86-Rechner, für die PowerPC-Prozessoren, wie sie bis vor ein paar Jahren noch von Apple eingesetzt wurden, ist derzeit "nur" die DVD erhältlich.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Installation

Der Installer selbst unterscheidet sich dann kaum zwischen den einzelnen Optionen, sowohl bei den Live-CDs als auch bei der DVD kommt der gewohnte Anaconda zum Einsatz. Im Vergleich zur letzten Release zeigen sich die Änderungen hier vor allem im Detail, das "große Ganze" ist beinahe unverändert geblieben.

Verschlüsselung

Was nicht bedeutet, dass Fedora 9 nicht auch hier Neuerungen einführt, die so manche UserInnen erfreuen werden: So macht es die Distribution nun kinderleicht ein vollkommen verschlüsseltes System anzulegen. Einfach die entsprechende Option angeben, ein gutes Passwort entsinnen und den Rest macht der Installer automatisch.

Einheitlich

Dabei wird wirklich das ganze System - also nicht nur die persönlichen Daten im /home - sowie der Swap verschlüsselt. Fedora verwendet für das Setup den Logical Volume Manager, so dass ein Passwort gleichzeitig alle Partitionen öffnet.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Resize

Auch sonst ist das Einrichten der Dateisysteme der Bereich, bei dem sich am meisten getan hat. So ist es mit Fedora 9 nun auch möglich bestehende Partitionen in ihrer Größe zu verändern. Dies funktioniert sowohl mit Linux-Platten als auch mit Windows-Dateisystemen wie FAT32 oder NTFS.

Experimente

Die Experimentierfreudigkeit von Fedora, wenn es um die Aufnahme von neuen Technologien geht, ist ein Merkmal, das schon die vergangen Release der Community-Distribution geprägt hat. Fedora 9 macht hier keine Ausnahme, ganz im Gegenteil.

ext4

So hat man bereits eine Vorversion des im Kernel noch als experimentell ausgewiesen ext2/3-Nachfolgers integriert. Das neue ext4-Dateisystem lockt mit einigen zentralen Verbesserungen. Neben einer allgemeinen Performancesteigerung gehören dazu auch der Support für sehr große Dateien (bis zu 2 TiB) und schnellere Dateisystemchecks. Auch der Fragmentierung von Dateien soll das neue Dateisystem besser entgegenwirken.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ausprobieren

Wer ext4 ausprobieren will, muss allerdings bei der Installation dem Bootloader den Befehl "ext4" mitgeben, sonst steht das neue Dateisystem nicht zur Auswahl. Ausdrücklich sei allerdings noch einmal darauf hingewiesen, dass die zuständigen Kernel-Entwickler noch vom Einsatz in Produktiv-Systemen abraten. Auch sind die zur Wartung genutzten e2fsprogs noch nicht vollständig für ext4 erweitert worden.

Simpel

Der Rest der Installation besteht aus der üblichen Abfolge von simplen Fragen, etwa zu Accounts und Passwörtern oder auch zu Tastatur- oder Spracheinstellungen.

Abspecken

Allgemein würde dem Fedora-Installer einmal eine gröbere Überarbeitung gut anstehen. Zwar funktioniert eigentlich alles so wie es soll, bei anderen Distributionen geht das Ganze aber mittlerweile einfacher und flotter.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Boot

Apropos "flott": Bei der Boot-Zeit gehört Fedora eher zu den langsameren Linux-Systemen. Da hilft bislang auch noch wenig, dass man in Fedora 9 mit Upstart das Boot-System von Ubuntu übernommen hat.

GDM

Dafür landet man bei einer Default-Installation bei einer weiteren Neuerung, die Fedora als erstes integriert: Der Login-Manager GDM wurde praktisch vollständig neu geschrieben, die eigentlich erst für den im Herbst kommenden GNOME 2.24 vorgesehene Entwicklung bietet dadurch einige zentrale Verbesserungen.

Integration

So soll sich das Ganze wesentlich besser mit dem restlichen Desktop verbinden, rein optisch schon alleine dadurch, dass der Default-Bildschirmhintergrund übernommen wird. Für die meisten BenutzerInnen aber wohl wichtiger: Der GNOME Power Manager läuft bereits hier schon, also stehen auch die diversen Suspend-Funktionen zur Auswahl. Auch können beim GDM nun gezielt Accessibility-Funktionen für die folgende Session ausgewählt werden, zusätzlich kann schnell auf ein anderes Tastatur-Layout gewechselt werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Desktop

Als Default-Desktop verwendet Fedora traditionell den GNOME, dieser liegt hier in der aktuellsten stabilen Version 2.22.1 vor. Diese bietet zahlreiche Neuerungen (Stichwörter: gvfs, neues Clock-Applet uvm.) welche allerdings an anderer Stelle bereits ausführlich besprochen wurden, insofern hier nur der entsprechende Verweis auf die GNOME 2.22-Ansichtssache.

Vorab

Fedora gibt sich aber auch hier etwas aktueller als die Konkurrenz und liefert so manche Funktionalität etwas früher aus. So kann der Nautilus nun Archiv-Dateien "mounten" und wie ein normales Laufwerk anzeigen, dies funktioniert praktischerweise auch mit ISO-Images.

PackageKit

Eine der wichtigsten Neuerungen von Fedora 9 ist wohl der vollständige Austausch der Tools zur Verwaltung von Updates und der Installation von neuen Paketen. Die bislang eingesetzten "Pup" und "Pirut" wurden in den lange geforderten Ruhestand geschickt, statt ihnen kümmert sich nun "PackageKit" um sämtlich Paket-Installations-Belange.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Fortschritt

Die Software erweist sich dabei als in praktisch allen Bereichen als deutlicher Schritt vorwärts für Fedora. Das reicht vom besseren User-Interface über eine höhere Geschwindigkeit bis zu fortgeschrittenen Dingen wie der PolicyKit-Integration.

Berechtigung

Über das Authentifizierungsframework ist es möglich verschiedenen BenutzerInnen unterschiedliche Möglichkeiten im Bereich Paket-Management an die Hand zu geben. So kann dann etwa jemand ohne weiteres Updates installieren, aber selbst keine neuen Pakete einrichten. Ebenfalls sehr nützlich: Einmal freigeschalten wird für das Ausführen von Updates kein Root-Passwort mehr benötigt.

Einheitlich

PackageKit ist übrigens explizit Distributions-übergreifend ausgelegt, und kann verschiedene Backends verwenden, im Fedora-Fall eben yum. Die Software soll aber auch in der kommenden Release von openSUSE zum Einsatz kommen. Bleibt zu hoffen, dass hier auch andere Distributionen nachziehen, von einer Vereinheitlichung der Paket-Management-Tools würden schließlich wohl alle profitieren. So soll PackageKit künftig direkt aus Programmen aufgerufen werden können um Dinge wie fehlende Sprachpakete oder auch Clipart-Dateien leicht nachinstallieren zu können.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Updates

PackageKit ermöglicht auch die automatische Installation der Updates, wahlweise aller oder auch nur der sicherheitsrelevanten. Da die Software noch recht jung ist, gibt es allerdings auch noch das eine oder andere Problem: So lassen sich derzeit neue Pakete nur einzeln installieren, auch wird nicht angezeigt, welche Dependencies mit auf die Platte wandern. Außerdem lassen sich neue Repositories über den "Software Sources"-Dialog nur (de-)aktivieren, nicht aber neu hinzufügen oder entfernen.

Repo

Was man allerdings auch nicht immer braucht, immerhin werden frische Repositories oft über ein spezielles rpm-Paket eingefügt. So etwa im Fall von "Livna", der Softwarequelle, die wohl die meisten BenutzerInnen umgehend eintragen werden.

Multimedial

Finden sich hier doch all die Pakete, die bei Fedora meist aus lizenzrechtlichen Gründen nicht mitgeliefert werden. Dazu gehören vor allem ein Fülle von Audio- und Video-Codecs aber auch die libdvdcss zur Wiedergabe von verschlüsselten Kauf-DVDs.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Codecs

Versucht man sonst Audio- und Videodateien jenseits von freien Formaten abzuspielen, reagiert Fedora mit einem längeren Text, der über die Problematik von proprietären Formaten informiert.

Auswahl

Anschließend folgt aber auch der Verweis auf die zur Verfügung stehenden Optionen, um lizenzrechtlich unbedenklich an die nötigen Codecs zu kommen. Zu diesem Zweck wird das Tool "Codeina" gestartet, das diverse Kaufangebote aus dem Angebot des gstreamer-Entwicklers Fluendo anbietet.

Zahlen

Zumindest der MP3-Support kann auf diese Weise kostenlos nachgerüstet werden, für den Rest gilt es allerdings zu bezahlen. So werden die meisten BenutzerInnen wohl lieber gleich zu Livna greifen. Die Integration von Codeina war übrigens in der Entwicklungsphase der neuen Distribution-Ausgabe nicht ganz unumstritten. Manche bekrittelten, dass hier erst recht wieder proprietäre Formate beworben werden, schlussendlich entschloss man sich aber dazu das mit Fedora 8 eingeführte Codeina erneut auszuliefern.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Flash und Browser

Ebenfalls nachrüsten muss man die Unterstützung für Flash-Dateien. Dies funktioniert aber über die Download-Seite des Herstellers Adobe recht problemlos: Einfach "YUM for Linux" auswählen und das entsprechende Repository-Paket installieren. Anschließend kann der Flash-Player über den gewohnten Paket-Manager eingespielt werden.

Firefox

Als Browser setzt Fedora 9 - wie auch das aktuelle Ubuntu - bereits auf eine Vorversion von Firefox 3. Hier wie da gilt, dass diese eine Vielzahl von Verbesserungen mit sich bringt, neben deutlich gesteigerter Performance gehören dazu auch ein neues Bookmark/History-Backend oder der "Awesomebar", der die klassische URL-Zeile aufpoliert. Außerdem wurde die Linux-Integration erheblich verbessert, dies geht von der durchgängigen Verwendung des nativen GNOME-Looks bis zum nun eingesetzten GTK+-Print-Dialog.

Bugs

Umgekehrt ergibt sich aus der Verwendung der Beta aber auch das eine oder andere Problem. So ist bei einer Vorversion typischerweise mit diversen Bugs zu rechnen, die in einer stabilen Version durch die längere Testphase nicht mehr zu finden sein sollten. Allerdings sei aber auch nicht unerwähnt, dass sich die Beta des Firefox 3 im WebStandard-Test bislang als zuverlässiger als die Firefox 2.0.0.x-Reihe erwiesen hat. Schwerwiegender da schon die Problematik, dass einige Firefox-Erweiterungen noch nicht auf die Test-Version des Browsers portiert wurden.

Vorschau

Übrigens eine Problematik, die sich kurzfristig sogar verschärfen könnte: Kommt die Aktualisierung auf den bevorstehenden Release Candidate 1 von Firefox 3 werden einige Add-Ons, die zwar für die Beta 5 aber nicht den RC1 angepasst wurden, zunächst mal den Dienst verweigern.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Rechtschreibung

Eine erfreuliche Vereinheitlichung ist im Bereich der Rechtschreibprüfung zu vermelden: Mit Fedora 9 setzen nun alle integrierten Anwendungen auf die selben Wörterbücher.

Anpassung

Um dies zu ermöglichen wurden die diversen Lösungen wie gtkspell, enchant und Co. so angepasst, dass sie hunspell, die Rechtschreiblösung von OpenOffice.org, zum Einsatz bringen. Dadurch werden nun z.B. endlich im Firefox hinzugefügte Wörter automatisch auch in anderen Programmen, wie OpenOffice.org oder Pidgin nicht mehr als falsch angezeigt.

Platz

Auch erspart man sich so ein Stück Plattenplatz für die unnötig gedoppelten Wörterbücher. Gerade auf Live-CDs ein ganz nützlicher Gewinn.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Äußerliches und Innerliches

Mit Fedora 9 wurde einmal mehr der Look der Distribution überarbeitet. Neben frischen Splash-Screens und einem überarbeiteten Nodoka-Theme gibt es wieder einen neuen Bildschirmhintergrund, der wie schon bei der Vorgängerversion im Verlauf des Tages seine Farbe verändert.

Kernel

Zeit um ein paar Daten über die inneren Werte von Fedora 9 loszuwerden: Mit Kernel 2.6.25 setzt man auf die derzeit aktuelle Ausgabe des zentralen Linux-Bestandteils. Fedora-typisch wird man nicht ewig bei dieser Version bleiben, die Distribution liefert auch zwischen den großen Releases stets neue Kernel-Updates aus. Etwas, das sich vor allem bei der Hardware-Unterstützung bezahlt macht.

Aktuell

Als Compiler wurde die aktuelle Version 4.3 der gcc zum Einsatz gebracht, auch bei der glibc macht niemand Fedora so schnell etwas in Sachen Aktualität vor: Die Version 2.8 ist noch gar nicht offiziell freigegeben worden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Grafikserver

Ähnliches gilt auch für den Grafikserver: Der Xorg-Server 1.5 ist in einer Vorversion mit dabei. Diese bringt einige Verbesserungen, etwa Input Hotplugging oder auch eine schneller Startgeschwindigkeit (von der die UserInnen aufgrund des neuen GDM, der ja bei seinem Start zusätzliche Programme lädt, recht wenig bemerken)

Ausblick

Etwas versteckt aber auch schon die Spuren zukünftiger Verbesserungen, so gibt es optional bereits Support für DRI2, also für den Versuch das Direct Rendering unter Linux auf bessere Beine zu stellen. Allerdings wird dies zur Zeit noch von kaum einem Treiber unterstützt.

Mode

In die selbe Kategorie fällt das "Kernel-based Modesetting", bei dem die Auflösung bereits vom Kernel am Anfang des Boot-Prozesses korrekt eingestellt wird. Dies soll unter anderem dafür sorgen, dass das Flickern beim Starten des X-Servers verschwindet. Auch der Wechsel zwischen virtuellen Terminals und einem X-Display soll dann ohne die gewohnte Verzögerung auskommen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Boot

Bei Fedora 9 funktioniert das "Kernel-based Modesetting" derzeit nur mit Intel-Grafiktreibern und durch das hinzufügen der Boot-Option "i915.modeset=1". Mit Fedora 10 soll dann ein neuer Boot-Manager namens "Plymouth" Einzug halten, der die diversen Vorteile aktiv nutzt.

Probleme

Die Verwendung des xorg-server 1.5 hat aber auch eine "dunkle" Seite: Die proprietären Treiber von Nvidia und ATI verweigern derzeit die Zusammenarbeit mit Fedora 9. Im Nvidia-Fall gibt es zwar zumindest einen Beta-Treiber, der mithilfe der Option "-ignoreABI" im Server-Startbefehl zur Zusammenarbeit zu bewegen ist, wer allerdings auf eine stabile Lösung für seine Desktop-Effekte - jenseits von Intel-Chips und manchen ATI-Grafikkarten - hofft, sollte mit dem Upgrade wohl noch zuwarten.

System

Zur Systemeinstellung verwendet Fedora wie gewohnt seine eigenen Tools, auch wenn diese langsam etwas angegraut wirken. So gibt es weiterhin zwei Programme, die sich um die Konfiguration der Bildschirmauflösung kümmern. Auch wenn beide eine etwas andere Funktion haben, so ist dies doch ein Umstand, der bei vielen BenutzerInnen primär zur Verwirrung beiträgt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

NetworkManager

Auch die diversen Tools zur Netzwerkkonfiguration wirken mittlerweile etwas "verloren". Immerhin hat der NetworkManager mit der neuen Version einige wichtige Verbesserungen erfahren, die die alten Einstellungsdialoge weitgehend überflüssig machen.

Konfiguration

So kann der NetworkManager 0.7 (wieder eine Pre-Release) mittlerweile auch statische IPs konfigurieren. Auch bei drahtlosen Netzwerken gibt es nun wesentlich mehr Möglichkeiten, etwa die Angabe von eigenen DNS-Servern oder auch einer anderen MAC-Adresse.

Drahtlos

Ein echtes Highlight ist auch die Integration von drahtlosem Breitband-Internet. Unterstützte GSM / CDMA-Karten scheinen automatisch auf und können mit dem NetworkManager konfiguriert werden. Eine Signalstärkenanzeige bietet man dabei derzeit aber noch nicht.

Screenshot: Andreas Proschofsky

USB

Eine weitere Neuerung ist die "USB Image Live Persistence": Dahinter versteckt sich die Möglichkeit eine Live-CD auf einen USB-Stick zu packen und davon zu profitieren, dass dort etwa auch laufend Updates eingespielt werden können.

Tools

Zur Einrichtung eines solchen Systems reicht das ISO-Image einer Live-CD und das Ausführen eines kurzen Shell-Skripts. Für Windows gibt es sogar ein grafisches Interface, eine Linux-Version davon soll noch folgen.

Platz

Jedenfalls eine recht nützliche Angelegenheit, eine interessante Idee wäre vielleicht noch die Möglichkeit das entstehende System zu verschlüsseln. Die bestehenden Daten auf dem USB-Stick werden übrigens bei der Einrichtung nicht überschrieben, genügend Platz sollte freilich schon vorhanden sein.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Xen

Einige Umstellungen gibt es bei der Virtualisierungslösung Xen zu vermelden: Anstatt eines eigenen Kernels verwendet Fedora nun den paravirt_ops-Support im Standard-Kernel. Der stete Portierungsaufwand sei dermaßen hoch geworden, dass man sich dazu bewogen sah, begründen die EntwicklerInnen den Schritt.

Einschränkung

Damit einher geht allerdings auch der Verlust der Dom0-Unterstützung, diese soll jedoch spätestens mit Fedora 10 wieder nachgereicht werden. Dafür gab es sonst die eine oder andere Verbesserung rund um den Virtualisierungsbereich. So muss das grafische Frontend virt-manager dank PolicyKit-Unterstützung nicht mehr mit Root-Rechten laufen.

Vermischtes

Statt der Eigenkreation IcedTea setzt Fedora nun in Zusammenarbeit mit Sun auf eine Beta des OpenJDK als Java-Implementation. Ein Neuzugang ist die Identitätsmanagementlösung FreeIPA. Mittels PreUpgrade ist es nun auch möglich ein bestehendes Fedora-System auf die neueste Version zu aktualisieren ohne neue Images herunterladen und brennen zu müssen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

KDE

Alternativ zum GNOME gibt es wie bereits erwähnt auch die Möglichkeit einen KDE-Desktop zum Einsatz zu bringen. Hier setzt Fedora bereits auf eine frühe Version von KDE4, konkret KDE 4.0.3.

Ecken

Derzeit weist dieser jedoch noch eine Vielzahl von Ecken und Kanten auf, die die Software nur begrenzt alltagstauglich machen. Bleibt abzuwarten, wie sich die Situation mit KDE 4.1 verbessern wird, dieses wird es aber wohl erst mit Fedora 10 geben.

Zentral

Auch ist allerorten spürbar, dass Fedora eine GNOME-zentrierte Distribution ist, praktisch alle Tools gibt es derzeit nur in einer GTK+-Ausgabe.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Fazit

"Cutting Edge" ist ein Begriff, der wohl kaum bei einer anderer Distributions-Release so gepasst hat, wie bei Fedora 9. Während es schon mal sein kann, dass man sich an der einen oder anderen Ecke schneidet (siehe die Treiber-Problematik rund um xorg-server 1.5) bekommt man dafür auf der anderen Seite eine Distribution mit deren Aktualität derzeit keine andere mithalten kann.

Premiere

Nirgendwo sonst geben so viele zentrale Linux-Technologien ihr Debüt wie bei Fedora. Waren es in der letzten Release PolicyKit und PulseAudio, so sind es dieses mal PackageKit und Co. Ein Trend, dem man übrigens auch in Zukunft treu bleiben will: In Fedora 10 soll der Hardware Abstraktions-Layer HAL durch die Neuentwicklung DeviceKit abgelöst werden.

Desktop

Fedora 9 verdeutlicht aber auch einmal mehr, dass Red Hat entgegen einer weit verbreiteten Wahrnehmung im Linux-Desktop-Umfeld sehr wohl äußerst aktiv ist. Zahlreiche der aktuellen Neuerungen in diesem Bereich stammen von Red-Hat-EntwicklerInnen, dies reicht von gvfs bis zu PackageKit.

Ausprobieren

Bleibt der Eindruck, dass Fedora mit einigen Optimierungen im Bereich BenutzerInnenfreundlichkeit - etwa bei der Einbindung von proprietären Treibern oder der Codec-Installation - Ubuntu ganz ordentlich Konkurrenz machen könnte. Dass man sich nicht dazu entscheidet, ist allerdings auch eine bewusste Entscheidung, immerhin soll Fedora weiterhin nur aus freier Software bestehen. Aber auch so ist Fedora 9 eine Distribution, die es durchaus lohnt, sie mal selbst auszuprobieren. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 18.05.2008)

Screenshot: Andreas Proschofsky