Die Bällchen vom Lamm, gehackt: Prachtvoll, obwohl paniert!

Gasthaus Nährer
Rassing 11
3141 Kapelln an der Perschling
02784/22 24
Zwei Personen wie geschildert: 48 Euro.

fid
"Furt boid": Mit diesen Worten erschien der Kellner (womöglich gar der Patron?) wieder an unserem Tisch. Eine Minute, nachdem er mir den Hauswein serviert hatte. Ein Euro das Achtel. Keine Offenbarung, aber wer die im Glas sucht, hat eh was missverstanden. Aber warum will mich der eigentlich sehr freundliche Herr Ober vor der Hauptspeise wegschicken?

Will er nicht: Er erinnerte sich nur, dass er mir nicht erklärt hatte, dass der Hauswein vom Zeilinger stammt, und der wiederum in Furth/Palt zuhause ist, was er mir umgehend mitteilt. Mit niederösterreichischem Dialekt habe ich ja an sich nicht so ein Problem, aber da hat mich der Mann auf dem falschen Ohr erwischt. Bei Göttweig, das erklärt denn doch den Zusammenhang, und löst die Fragezeichen über meinem Anflug von Haupthaar in Luft auf. Sonst haben wir uns gut verstanden, der Herr Ober und ich.

Keine Kunst, wenn nicht nur der Service trotz ausgelassener Hochzeitsgesellschaft nebenan mehr als passt: Die dünnen "Kalbsscheiben" mit Erdäpfel-Senfmarinade, Rettich und Blattsalaten tun's nicht unter zumindest zweieinhalb von drei Rufzeichen in der Schmeck's-Wertung. Die Lachsforelle hausgebeizt mit Kräutersalat und Sauerrahmcrem sehr, sehr gut.

Die Bärlauchnudeln mit Parmesan und Sonnenblumenkernen sehr anständig, hätt ich halt nicht gewählt, wie Sie sich vorstellen können. Wäre da nicht die Sauce Hollandaise zum beigelegten Spargel gewesen, ich hätte schon wieder das Beiried geordert.

Die Hollandaise war, Sie ahnen es, (jedenfalls bis zum letzten Wochenende bei den Sodomas) nicht meine beste Freundin, und das fügt sich diesmal ganz besonders gut: Das oberzarte Lamm als Ausweg mit Polentacreme und grünen Bohnen freut den Fidler schon ungemein. Und bei den cremigen, dunklen, intensiven Lammhackbällchen ist das Glück so groß, dass er nicht einmal über die Panier meckert. Ganz im Gegenteil.

A propos meckern, raten Sie doch einmal, was zweimal zwei Gänge mit vier Gläsern nicht alleine Hauswein plus zwei autofahreraperomäßigen Halblitern naturtrüber Apfel gespritzt kosten. 48 Euro. Gut, der Sprit nach Kapelln wiegt den Preisvorteil inzwischen wieder auf. Könnte aber ja sein, dass man in der Gegend ist. Sollte man.

PS: Den kleinen Mokka kann man getrost auslassen. Aber was ist schon perfekt im Leben?

PPS: Weinflaschenpreise für Fidler, ein paar Beispiele: Ott/Fass 4 für 18 Euro, Schmelz/Pichl Point Federspiel 17, Nittnaus/Heideboden 20, einfacher Blaufränkisch vom Weninger 16, Gsellmann/Opus Eximium 27. Ja, es gibt auch Zimmer im Ort.

PPPS: Beim ersten Anlauf Richtung Kapelln fragte uns der Chef beim Reservieren, ob wir wegen seines Sohnes kommen. Gut erkannt, bei Herrn Corti hatten wir ja vor Monaten gelesen, dass der Sohnemann Michael Nährer schon bei Adria, Veyrat, Eselböck, Petz und Wagner-Bacher gelernt habe. Der Chefe warnte uns damals freundlicherweise, dass der Sohn in jenen Tagen aber nicht kocht, sondern die Frau Chefin. Wir sind dann nicht gefahren und haben auf den Sohn gewartet. Unhöflich, ich weiß. Außerdem frag ich mich seither, wie die Frau Mama kocht. Ich glaub ich muss wieder furt boid. Nach Kapelln.