Brüssel - Die UNO hat von Europa und den USA gefordert, angesichts der hohen Lebensmittelpreise die Produktion von Biosprit einzuschränken. Diese Programme seien sinnvoll gewesen, als die Preise für Nahrung sehr viel niedriger gewesen seien, sagte am Montag Jeffrey Sachs, der UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon in Fragen der Armut berät.

"In den USA wandert in diesem Jahr bis zu einem Drittel der Mais-Ernte in den Benzintank. Das ist ein riesiger Rückschlag für die weltweiten Lebensmittelvorräte", sagte Sachs gegenüber Journalisten in Brüssel. Die USA sind der weltgrößte Produzent von Biotreibstoffen. Die EU will den Anteil von Biosprit bis 2020 auf ein Zehntel erhöhen.

Gipfeltreffen in Rom

UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hat indessen die Staats- und Regierungschefs aller Länder gebeten, zu einem für Anfang Juni geplanten Gipfeltreffen nach Rom zu kommen. Ban sagte nach Angaben der Vereinten Nationen am Montag in New York, bei der Konferenz sollten Strategien zur Lösung der Lebensmittelkrise beraten werden. Er forderte die Teilnehmer auf, mit neuen Ideen zu kommen. Es sei an der Zeit, sich wirklich zu engagieren und zu handeln, betonte der UNO-Generalsekretär.

Er werde die von der UNO eingerichtete spezielle Arbeitsgruppe auf Hochtouren bringen, da eine dringende Antwort auf diese weltweite Krise nötig sei. "Die Existenzgrundlage von Millionen Menschen ist bedroht", warnte Ban. Die sogenannte International Task Force - bestehend aus den Chefs der wichtigsten UNO-Agenturen, der Weltbank, dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und internationalen Experten - werde erstmals am nächsten Montag in New York zusammenkommen.

"Ineffektive Entwicklungspolitik"

"Diese Krise kam nicht aus heiterem Himmel", sagte Ban. "Sie ist in mehr als einem Jahrzehnt durch ein vernachlässigte und ineffektive Entwicklungspolitik gewachsen. Wir brauchen einen Neuanfang." Die landwirtschaftliche Entwicklung besonders in Afrika und anderen stark betroffenen Regionen müsse vorangebracht werden.

Der UNO-Generalsekretär hatte bereits vor kurzem gewarnt, dass die Lebensmittelverknappung zu einer "Kaskade" von weltweiten Krisen führen könne, die den Welthandel, die Entwicklung und auch die soziale und politische Sicherheit beeinflussen könnten.

Ban erklärte, er habe die Regierungen aufgerufen, keine Maßnahmen zu ergreifen, die den Handel beeinträchtigen und die Preise in die Höhe treiben. Zudem bräuchten Kleinbauern schnell Dünger und Saatgut. Zwar seien in den vergangenen Tagen vielversprechende Schritte unternommen worden, jedoch seien längerfristige Maßnahme zur Steigerung der Agrarproduktion vor allem in Afrika und anderen betroffenen Gebieten vordringlich, sagte der UNO-Generalsekretär. Die UNO-Ernährungskonferenz findet vom 3. bis 5. Juni in Rom statt. (Reuters/APA)