Das Phänomen des "Tatort-Sightseeing" taucht immer auf, wenn spektakuläre Verbrechen bekannt werden (und Medien Wegbeschreibungen liefern). Auch das Haus von Wolfgang Priklopil in Strasshof, wo Natascha Kampusch jahrelang gefangen gehalten worden war, oder das kleine Häuschen in der steierischen Gemeinde Gralla, wo der Bombenleger Franz Fuchs zu Hause war, wurden tagelang für ein "Erinnerungsfoto" belagert.
Abriss in den USA
In Österreich reagieren die Sicherheitsbehörden meist kurzfristig mit weiträumigen Absperrungen. In den USA wird "Dark Tourism" oft mit drastischeren Mitteln bekämpft - im Fall des US-Serienkillers Jeffrey Dahmer zum Beispiel mit Abrissbaggern. Dort, wo das Gebäude stand, in dem das "Monster von Milwaukee" Anfang der 90er-Jahre viele seiner 17 Opfer ermordet hatte, klafft bis heute ein Loch in der Häuserzeile. In Ranch Santa Fe im US-Bundesstaat Kalifornien gingen die Stadtväter sogar noch weiter. Sie rissen nicht nur das Gebäude ab, in dem vor elf Jahren 39 Mitglieder der Sekte "Heaven's Gate" kollektiv Suizid begangen hatten, auch die Straße wurde von "Colina Norte" auf "Paseo Victoria" umbenannt.
Das Haus in Holcomb im US-Bundesstaat Kansas, in dem 1959 die vierköpfige Clutter-Familie umgebracht worden war, ist hingegen immer noch Ziel von "Horrortouristen". Sonntagsausflügler bezahlen dort fünf Dollar Eintritt, um den Tatort, der später durch Truman Capotes Tatsachenroman "Kaltblütig" weltberühmt wurde, zu besichtigen. Jahrelang hatten sich die heutigen Besitzer vergeblich gegen die ungebetenen Gäste gewehrt, bis sie schließlich ihr Zuhause einmal pro Woche zugänglich machten.