Man nehme

die untere Partie eines SUV (X5) und die obere eines Coupés (6er): Fertig ist der neue Nischentyp: BMWs SUV-Coupé, der Viersitzer X6.

Fotos: Werk, Montage: derStandard

Beginnen wir boshaft,

beginnen wir mit Schand- und Lästermaul Harald Schmidt. Der X6, ätzte der grenzgeniale deutsche Entertainer, wirke auf ihn wie ein Ssangyong mit Nierenleiden.

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Worauf Schmidt da anspielte:

Auch wenn BMW den Wagen als revolutionäre Pioniertat anpreist: Die Preisbrech-Koreaner waren schneller - der Actyon, (fahr-)technisch, mit Verlaub, eine sagenhafte Gurke, hat als Erster die Kategorien SUV und Coupé zu etwas Neuem vermanscht.

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Da, im Kategorischen,

enden denn auch schon die Gemeinsamkeiten. Denn weder als Gurkenproduzent noch als Preisbrecher hat BMW irgendwelche Ambitionen. Au contraire: Der X6, für den findige Marketingmenschen den neobajuwarischen Terminus "Sports Activity Coupé (SAC)" aus dem Sack zogen, hat den ältesten und besten aller Coupé-Schmähs übernommen: Weniger praktisch, dafür teurer (Kofferraum X6: 570 bis 1450 l; X5: 620 bis 1750, VW Golf Plus: 505 bis 1450. Kostenpunkt X6 3,0d: € 64.990 ; X5 3,0d: 60.300).

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Anders gesagt:

Die Absicht ist schon erkennbar, dass da ein X5 (Gürtellinie abwärts) mit einem 6er-Coupé (aufwärts) zu einem neuen Nischentyp fusioniert werden sollte. Aber gefallen muss uns das nicht sofort, gell? Oder wir haben Punkt 2.) nicht begriffen.

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Genug,

der Designdisput ist ohnehin müßig, denn viele finden dieses Auto einfach - siehe 1.) - unverschämt fesch und elegant und kultiviert und begehrlich. Für ihre Auffassung spricht die bereits enorme Nachfrage, und absatzmäßig flutschen muss der auf dem X5 basierende X6 prinzipiell eh nur in den USA und an den Promeniermeilen Moskaus, Dubais und Schanghais.

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Fakt ist:

Eine prägnante Skulptur mit Statur, (Fahr-)Kultur und Bravour ist der X6 gewiss. Bei Bravour fällt das Stichwort Technik. Wir testeten den Wagen auch am Handlingparcours - und kamen aus dem Staunen nicht raus. Wie geht das?

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Zauberei?

Haben die Ingenieure ein Stillhalteabkommen mit der Physik unterzeichnet? Da bewegt man 2,2 Tonnen Auto wie einen Sportwagen um die Pylonen und fährt damit sogar dem Porsche Cayenne um die Ohren.

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Entwarnung

übrigens an die grünen SUV-Verbietenwoller: Die beiden (in Steyr produzierten) Dieselversionen sind zwar ungemein leistungsorientiert, verbrauchen aber jeweils nur knapp mehr als acht Liter auf 100 km.

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Zudem kommt bereits 2009 eine Vollhybridversion. Der ideale Dienstwagen für Maria Vassilakou und Co. Panta rhei.

(Andreas Stockinger, AUTOMOBIL, 25.04.08)

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Aber schöner,

würde BMW einwerfen. Mit mehr Technik. Also gut, der Reihe nach. Schönheit: ist 1.) ein relativer Begriff, 2.) seit der Moderne zunehmend verfemt und in der Wertung der Intelligenzija durch die Ästhetik der Hässlichkeit ersetzt - und es weiß 3.) sowieso keiner mehr, was diese Renaissancetypen mit ihrem verflixten Goldenen Schnitt wollten (hatte jedenfalls nix mit Gewinnmaximierung zu tun).

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