Wir müssen vom damals etablierten Musical sprechen. Schlechte Boulevardstücke, in denen alle drei Minuten ohne Not melodiös meist im Seichten tauchend geschrien wird. Die oben genannte österreichische Toplevel Domain weist darauf hin: Seit Cats und Elisabeth regiert die Barbarei. Mit unglaubwürdigen Frisuren ausgestattete Menschen, die zum Gaudium ganzer Busladungen von Raika-Filialkunden Dreiklänge in Dur und Forte und Kasernenton zerlegen. Musicals, die Marschmusik kulturell eilig interessierter Menschen.
Zur Eröffnung des Donaufestivals in Krems nun im Sinne des Festivalmottos "Angst Obsession Beauty" die drastische Überspitzung des Genres. Die Wiener Party-, Happening- und Ballaballa-Partie H.A.P.P.Y wollte neun Jahre nach ihrem brüllend-komischen Musical-Weltmisserfolg Steffi um Leben und Wirken einer deutschen Tennis-Ikone mit der Auftragsarbeit Lagerhouse – Zwei Leben zwischen Cola und Crack noch einen draufsetzen. Nichts weniger als "das schlechteste Musical der Welt" erlebte seine Premiere. Harter Stoff, von den H.A.P.P.Y.-Chefitäten Christopher Wurmdobler und Thomas Seidl im Verein mit Komponist Werner Leiner geschrieben.
Auf der Flucht vor den Paparazzi treffen einander in einer Damentoilette die zwei Klatschpresse-Opfer Karl Lagerfeld und Amy Winehouse, um sich ihr Herz auszuschütten: "Und alle können es sehn, wie wir zugrunde gehen. Doch wir finden das wunder-wunderschön!" Brutal gesagt: In ihrem Bestreben, einen derartigen Schrott zu produzieren, sind H.A.P.P.Y. restlos gescheitert. Das liegt einerseits daran, dass man sich grundsätzlich nur erfolgreich über Dinge lustig machen kann, die einem nahestehen. Andererseits wirken bei tatsächlichen heimischen Musical-Profis die Choreografien auch nicht plausibler.