Einlass – und die wohltemperierte Stille einer fast gänzlich menschenleeren Messehalle. Pressefrühstück im Café: Drei Medienvertreter warten auf Berthold Greif, den Präsidenten der Linzer Kongressgesellschaft, Veranstalter der Litera. Im Lauf des Gesprächs wird sich die Zahl auf acht erhöhen. Man kennt und einigt sich, nur einen der im Café reservierten runden Tische zu nutzen. Stimmschonend. Das Buffet bleibt unberührt. Kurz vor zehn Uhr Aufbruch: Nebenan, in der Haupthalle, spricht Peter Turrini mit Walter Baco. Anschließend liest Turrini aus eigenen Texten – rund zehn Minuten, vor vollbesetzten Stuhlreihen, einige Schulklassen scheinen den Weg zur Litera gefunden zu haben. Eine Buchmesse hat begonnen.
Sanfte Traurigkeit im Regendunkel. Die große, glasüberwölbte Messehalle, die fabrikneuen Regale für die Ausstellerkojen: höchste Qualität – der Raum hätte neben der Frankfurter Buchmesse nicht zu erblassen. Nur weiß das kaum jemand. Oder will es wissen. Kaum ein Verlag suchte den Weg nach Linz. Unter den 200 Ausstellern finden sich Kulturinstitute, Landesverbände des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Eine große Fläche bezogen dubiose Selbstzahlerverlage. Unmittelbar vor dem Eingang werben sie um Manuskripte. Manche Sortimentsbuchhandlung bietet eine reichhaltigere Auswahl, als hier die Litera, schütter verteilt, auf 2500 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Viel Luft, viel Stille. Nicht unangenehm.
Woran es wohl liegen mag? Messen sind teuer für die Verlage – auch die seit Jahren eingeführte Buch Basel wurde eben abgesagt. Doch das kann nicht die einzige Erklärung sein: Durch seine Nähe zum süddeutschen Raum, zu den mittel- und osteuropäischen Staaten, durch die wunderbare Ausstellungshalle, besäße Linz durchaus Reize für die Verlagsbranche. Neben Ars Electronica, Lentos und Crossing Europe mit der Litera auch ein Großereignis der Literatur nach Oberösterreich zu holen, war eine Chance, die die Politiker des Bundeslandes dennoch ungenutzt ließen.
Das fünfköpfige, ehrenamtlich agierende Team rund um Berthold Greif vermittelte sichtlich nicht das Vertrauen einer für solche Großveranstaltungen nötigen Professionalität.
Ein Beispiel: Sechs Buchpreise wurden ausgeschrieben, darunter solche für Belletristik, für Lyrik, dotiert mit insgesamt 40.000 Euro. Hochkarätig besetzte Jurys wurden gewonnen. Schön. Einziger Nachteil: Teilnehmen konnten nur Autoren, deren Verlage auf der Litera ausstellen. Nicht viele also. Was zu, gelinde gesagt, merkwürdigen Shortlists führte. Die Mehrheit der Jury-Mitglieder für den Lyrikpreis beschloss daher, den Preis, mangels Qualität, nicht zu verleihen.