Das Filmarchiv Austria zeigt Arbeiten von Wolfgang Staudte und Helmut Käutner
Redaktion
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Wien – Das Bild vom deutschen Kino der 1930er- bis 60er-Jahre hat zu nicht unwesentlichen Teilen das Nachmittagsfernsehen formatiert. Da ist bis heute viel Platz für Heimatfilme, Krimis und Komödien. Da sorgen personelle Kontinuitäten für einen sanften Übergang von der Produktion der NS-Zeit zu jener der BRD. Mit welchen Auslassungen diese TV-Dauerrotation der "Klassiker des Unterhaltungsfilms" operiert, und wie sich hinter vermeintlichen Kontinuitäten Brüche auftun, das merkt man wieder, wenn man dieser Tage ins Wiener Metro-Kino geht. Dort sind die Werke zweier wesentlicher deutscher Regisseure ausgestellt.
Wolfgang Staudte (1906–1984), der 1943 mit Akrobat schö-ö-ö-n ... debütierte, dreht 1946 mit Hildegard Knef die erste deutsche Nachkriegsproduktion: e Mörder sind unter uns. dunkler Film, der von Konzentrationslagern, Kriegsverbrechen, Schuldverdrängern spricht, die dann für Jahrzehnte im BRD-Kino nur am Rande Thema sind, wenngleich Staudte selbst im Geiste dieser Verantwortung für die eigene Geschichte noch etliche Filme realisierte (Rotation, 1948; Rosen für den Staatsanwalt, 1959).
Staudte war zuerst Schauspieler, unter anderem trat er bis 1933 an der Berliner Volksbühne bei Piscator und Reinhardt auf. Helmut Käutner (1908–1980) hingegen unterhielt in diesen Jahren in Berlin eine Kabarettgruppe. Er inszeniert seinen ersten Film 1939. Kitty und die Weltkonferenz ist der NS-Regierung nach Kriegsbeginn zu "pro-britisch", er wird verboten, Käutner siedelt seine folgenden Komödien in privateren Kontexten an. Am bekanntesten ist noch Wir machen Musik (1942) mit Ilse Werner.
Weit weniger bekannt sind dagegen paradoxerweise zwei Filme, die Käutner 1961 fertigstellt. Sie ziehen sozusagen seine Gegenwartsbilanz in unterschiedlichen Registern:
Schwarzer Kies
entwirft ein harsches, unverblümtes Bild der BRD – es braucht nicht viel, und Antisemitismus zeigt sich wieder offen.
Der Traum von Lieschen Müller
dagegen lädt in eine stilisierte Märchenwelt ein, um die hohlen Versprechen des Wirtschaftswunders zu persiflieren. (Isabella Reicher, DER STANDARD/Printausgabe, 24.04.2008)
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