VW Passat CC.

CC, das ist eigentlich ein seit Jahren eingeführtes Markenzeichen für Cabrios mit versenkbarem Festdach: Coupé-Cabrio. Kann hier allerdings nicht gemeint sein. Eine andere Interpretation böte Polyhistor Hermann Becker, Sprecher von Importeur Porsche Austria, an: "CC wie Christoph Columbus. Der Entdecker Amerikas war ja gewissermaßen der erste Passat-Fahrer."

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Hm.

Könnte auch anderweitig zielführend sein. Denn dank höherer Preise als bei der normalen Limousine erwirtschaftet VW pro verkauftem Passat CC deutlich mehr Gewinn, die Wolfsburger kommen also womöglich in einen regelrechten Goldrausch, was angesichts der aktuellen Finanzkrise auch gleich wieder die richtige Anlageform wäre. Obwohl, müsste der Wagen dann nicht SM heißen, nach Columbus' Flaggschiff Santa Maria? Fragen über Fragen.

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Eine weitere Lesart wäre

CC wie Corps Consulaire, was zwar den edlen Charakter dieses Autos betonen, andererseits die Zielgruppe ein bisserl arg einschränken würde. Denn immerhin erwartet sich VW von dieser neuesten, trendigsten Version des Mittelklasse-Bestsellers, dass er der seit Jahren andauernden Erosion der klassischen Stufenhecklimousinen Einhalt gebietet. Rund 300.000 CCs sollen jedenfalls über den Lebenszyklus des Fahrzeugs verkauft werden.

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Und in Wahrheit,

verrät VW, steht CC für Comfort Coupé, was allerdings auch wieder nur die halbe Wahrheit ist: Ein Coupé ist der Wagen vor allem der Silhouette nach, eine Limousine allerdings, rechnet man die Anzahl der Türen - vier.

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Und Comfort?

Stimmt schon. Es geht aber auch das Gegenteil. Fahrwerksabstimmung auf Sport, und schon ist man fast sportwagenmäßig straff unterwegs. Dann ist der CC jedoch mit DCC (Dynamic Cruise Control) ausgerüstet: elektrisch verstellbare Dämpfung mit drei deutlich gespreizte Stufen - komfortabel, normal, sportlich. Sportlich? Macht, was es meint. DCC also. Sehr empfehlenswert. Kostet deshalb in Österreich gleich einmal ab 1019 € Aufpreis.

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Dennoch,

es ist dies wirklich eine Überraschung, die sich uns bei der Pressepräsentation eingeprägt hat: Wie fein sich dieses Auto fährt. Das ist ja ein richtiger Dynamiker! Jedenfalls, die gelernte Impression, Ford liefere mit dem Mondeo puncto Fahrwerk derzeit die Messlatte in der Klasse, müssen wir angesichts des Passat CC noch einmal überdenken.

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Sparsame Motoren

Auch motorisch gibt der CC sich exklusiver als der "normale" Passat. Zwei Diesel und drei Ottos stehen zur Auswahl, sie leisten 140 bis 300 PS und wollen ökologisch ökonomisch mit dem Sprit umgehen. Das Topmodell (3,6 V6 FSI) wird außerdem und als einziger CC mit Allrad angeboten, was vernünftig scheint weil so kaum Traktionsprobleme auftreten werden.

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Besonders beliebt

wird gewiss der 140-PS-TDI (System Common-Rail!), sehr leise, sehr effizient. Überrascht hat uns aber der (neue) Einstiegsbenziner: 1,8 TSI, Benzin-Direkteinspritzer mit 160 Turbo-PS. Geht super und braucht im Normtestzyklus nur 7,6 l/100 km.

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Trotz Coupéform

genießen Hinterbänkler halbwegs akzeptable Kopffreiheit, zumindest nach oben hin - zur Seitenwand nimmt der Raum rasch und dramatisch ab. Außerdem finden hinten nur zwei Passagiere Platz. Das ist nobler so. Eine Fünfsitzkonfiguration würde der Nobelpas satattitüde eventuell Abbruch tun.

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Schlau auch:

VW hält mit diesem Beau den Passat, der modellzyklisch nicht mehr der Allerjüngste ist, im Gespräch. Zu einer Zeit, da gerade viele Gegner ihre Novitäten auf den Markt schlenz(t)en - Mazda6, Honda Accord, Renault Laguna, demnächst Vectra-Nachfolger Opel Insignia, Skoda Superb - umschifft man somit die Gefahr, verkaufstechnisch in der Kalmenzone zu landen, um das Kolumbus-Bild nochmals aufzugreifen.

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Tja,

und im Übrigen ist es schwer, den CC zu klassifizieren. Formal lehnt er sich deutlich am Mercedes-Geniestreich CLS an, jenes auf der E-Klasse basierende viersitzige Coupé, das letztlich einen neuen Trend ausgelöst ha, siehe auch Jaguar XF.

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Passat CC also. Ein kluges Auto. Und wohl der charmanteste Charakterdarsteller, seit es Passat gibt.

(Andreas Stockinger, AUTOMOBIL, 18.04.2008)

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