Abstauben für Bond: Die Festspiel-Direktoren Franz Salzmann (li.) und Gerd Alfons.

Foto: Bregenzer Festspiele/Mathis
Bregenz - Wer nachts hellwach und kommunikationsfreudig ist und außerdem Englisch kann, hat gute Chancen auf einen Job bei James Bond. Daniel Knapp, Location Manager Austria, braucht noch Filmnarrische für Produktions- und Make-up-Assistenz und Fahrdienste bei den Dreharbeiten zu "Quantum of Solace" (Kontakt: team@bond22.ch). "Die Stimmung ist so gut, dass ich nicht wie üblich über eine Jobagentur suche, sondern mit öffentlicher Ausschreibung", sagt Knapp. Nie hätte er mit so großem Interesse für die Dreharbeiten gerechnet, die Filmbegeisterung in Bregenz sei "enorm".

Bevor Bond-Darsteller Daniel Craig und die Filmcrew anreisen, ist noch einiges an Vorarbeiten zu leisten. Auf der Seebühne wird Frühjahrsputz gemacht, gut einen Monat früher als üblich. Kascheure und Techniker richten "Tosca" für die Dreharbeiten her. Das Bühnenbild wird um eine Ecke und einen Steg erweitert. Mister Bond soll trockenen Fußes von der Bühne auf die Tribüne kommen, um einen Bösewicht dann durch das Festspielhaus und über die Dächer zu jagen. Oder vielleicht umgekehrt? "Kann sein oder auch nicht", sagt Franz Salzmann, kaufmännischer Direktor der Festspiele. "Die Angaben ändern sich täglich." Außerdem sei alles geheim - auch die Kosten für die einwöchigen Dreharbeiten. Eines verrät Salzmann: "Es wird kein Cent öffentlicher Gelder ausgegeben." Subventionen für den Dreh machten weder die Drehorte Bregenz und Feldkirch, noch das Land Vorarlberg locker.

Selbst die "Tosca"-Stars Karine Babajanyan (Tosca) und Sebastien Soules (Scarpia) wissen noch nicht, was genau auf sie zukommen wird. Beide sind "sehr, sehr neugierig". Soules: "Wir wissen, dass wir täglich von 18 Uhr bis 6 Uhr zur Verfügung stehen müssen, mehr nicht."

Ein bisschen Trost

In den nächsten Tagen werden rund 250 Filmleute in Bregenz erwartet. Allein die lokale Crew von Daniel Knapp wird 80 Frauen und Männer stark sein. Für das Fußvolk wurde auf dem Festspielparkplatz ein riesiges Zelt aufgeschlagen. Hier laufen bereits die ersten Kostümproben mit den Statisten. Die meisten der 5000 Bewerber haben den Traum vom Film bereits ausgeträumt. Mitmachen dürfen in der ersten Maiwoche maximal 1500 Statisten. Sie müssen Geheimhaltungsvereinbarungen unterschreiben, ihr Handy abliefern. Videos auf YouTube wird es nicht spielen. "Die Strafen sind empfindlich hoch", sagt Daniel Knapp.

Außer auf der Seebühne wird auch einen Tag in Feldkirch gedreht, und zwar eine Auto-Verfolgungsjagd durch die mittelalterliche Kulisse der Marktgasse. Wenig schmeichelhaft für Bregenz: "Feldkirch wird die Schokoseite von Bregenz darstellen", sagt Production Manager Leonhard Gmür. In Chile, wo neben Mexiko, Panama und Italien die Dreharbeiten bereits beendet sind, kam Ähnliches nicht gut an (siehe nebenstehenden Bericht). Vom Bregenzer Bürgermeister Markus Linhart sind keine Attacken zu befürchten, heißt es aus dem Rathaus. Auch wenn sich die Feldkircher diebisch freuen.

Für alle, die nicht mitspielen, haben die Marketing-Gesellschaften der Bond-Städte ein "Quantum of Solace", ein bisschen Trost: In den Bregenzer Bars werden täglich ab 6 Uhr morgens Martinis gerührt. Ausstellungen, Filmtage, Vorträge, Dinners, Craig-Doubles, Aston Martins und andere Agentenkutschen vermitteln Bond-Feeling. (Jutta Berger, DER STANDARD/Printausgabe, 19/20.04.2008)