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Der bronzene Popsch (und ein bisschen mehr) von Flussgott Aenus, auf einem Huchen ("Hucho hucho") reitend, erregt das Innviertel und belastet die Städtepartnerschaft zwischen Braunau und Simbach.

Foto: EPA/Armin Weigel
Simbach hat ein neues Wahrzeichen, Braunau fühlt sich ziemlich "verarscht".

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Braunau – "Eine Statue hat einfach einen Hintern", wusste schon Karl Valentin. Ganz so abgeklärt sieht man dies im oberösterreichischen Braunau im Moment nicht. Dort erregt die Kehrseite von Flussgott Aenus die Gemüter der sonst so robusten Innviertler. Grund dafür ist das neue Wahrzeichen der bayrischen Nachbarstadt Simbach am Inn. Dort wurde am vergangenen Wochenende feierlich eine mehr als zehn Meter hohe Bronzeskulptur enthüllt: Flussgott Aenus, reitend auf einem Fisch, bekleidet nur mit einem leichten Lendenschurz.

Womit auch das Problem, zumindest aus Braunauer Sicht, beginnt. Die bayrischen Nachbarn platzierten die 260.000 Euro teure Statue direkt an der Brücke zwischen Simbach und Braunau. So, dass Fischmaul und Götter-Antlitz nach Simbach lachen, Hintern- und Geschlechtsteil nach Braunau blitzen.

"Groß, schiach und viel zu hoch. Man sieht doch nur die Hoden", merkt ein älterer Herr aus Braunau entsetzt an, während er mit seinem Spazierstock dorthin zeigt, wo der Unterschied zwischen Gott und Göttin klar wird.

Nackte Grenzen

"Eigentlich ist das doch ein knackiger Typ. Aber bitte, vielleicht sollte man was über die Gogerln hängen", wendet Edith Kolar ein. Pensionisten dieser aufgeschlossenen Art gibt es in Braunau nur wenige – ganz anders ist es beim Nachbarn in Simbach. Dort findet man die neue Brücken-Dekoration "einfach nur schön". Kaum wer, der sich daran stört, viele, die dem oberösterreichischen Nachbarn "Spießigkeit" an den Kopf werfen. "Ein so ein Blödsinn, die Braunauer sollen doch nicht zimperlich sein", findet der Simbacher Albert Weigl.

Da die bayrisch-oberösterreichischen Fronten angesichts des Kultur-Affronts verhärtet scheinen, lud der Standard zum Gipfelgespräch im Schatten des Bronze-Hinterns. Geladen waren der "Vater" der Statue, der bayrische Bildhauer Dominik Dengl, und der Vize-Bürgermeister der Stadt Braunau, Helmut Bogner (ÖVP): Der Hintern stört mich noch weniger", sagt Vizebürgermeister Bogner unter Hinweis auf die detailgetreu ausgeführten Geschlechtsteile des Wassergottes. "Es kommt immer darauf an, wo man hinschaut. Und, bitte, soll ein Flussgott eine Ritterrüstung tragen?", entgegnet Künstler Dengl.

Probleme hat Bogner auch mit dem gewählten Standort: "Warum muss man das Ding weithin sichtbar an der ehemaligen Grenzstation hinstellen. Wir waren froh, als die Grenzbalken endlich weggekommen sind und nun steht der Nackerte da". Dengl: "So eine große Statue gehört genau an einen solchen Platz. Ich finde es traurig, dass mein Kunstwerk nur in Details gesehen wird." (Markus Rohrhofer, DER STANDARD - Printausgabe, 18. April 2008)