Ein Ex-Patient des Otto-Wagner-Spitals, der im Netzbett angezündet worden sei, will bei der U-Kommission zur Psychiatrie aussagen

Foto: STANDARD/ Hendrich

Wien – "Solange niemand hinschaut, können sie machen, was sie wollen", meint Herr W. Als er Psychiatrie-Patient am Otto-Wagner-Spital (OWS) war, hatte er mehrmals das Gefühl, dass niemand hinschaut. Nun ist er seinen Angaben zufolge seit drei Jahren "geheilt und beschwerdefrei". Und er will bei der U-Kommission zur Psychiatrie über seine Erlebnisse im OWS aussagen, denn: "Sobald auf Missstände Licht fällt, werden sie bereits besser." W. war in vier verschiedenen psychiatrischen Abteilungen in Österreich. Der Steinhof sei "schlimmer als die Hölle gewesen", erzählt er.

Im Kot gelegen und geschlagen

W. sei einmal im eigenen Kot gelegen und deshalb von einem Pfleger geschlagen worden. Als ein Patient sein Bett angezündet habe, habe das Personal erst davon Notiz genommen, als der Brandstifter es darüber informierte. W. sei im OWS" niedergespritzt" worden wie in keinem anderen Spital. Später seine eigene Krankengeschichte zu bekommen, sei ein Spießrutenlauf gewesen.

Psychiatrie-Patienten haben keine Lobby

Vom Wiener Krankenanstaltenverbund heißt es zu W.s Vorwürfen auf Anfrage des Standard , man könne aus datenschutzrechtlichen Gründen dazu nichts sagen. "Psychiatrie-Patienten haben keine Lobby", ist sich W. jedenfalls sicher. Deshalb wolle er bei der U-Kommission, die am Donnerstag erneut tagt, seine Erlebnisse schildern und hat sich an die grüne Gesundheitssprecherin Sigrid Pilz gewandt.

Stellung nehmen

Noch ist aber nicht geklärt, ob ehemalige Patienten, deren Angehörige oder Anwälte bei der U-Kommission aussagen dürfen. Bereit dazu wären mehrere. Bevor darüber entschieden wird, soll Verfassungsrechtler Heinz Mayer in einer Woche Auskunft über die Rechtslage geben. Die SP, die in der Kommission die Mehrheit innehat, ist jedenfalls gegen Patientenaussagen. SP-Gemeinderat Christian Deutsch sagt, er wolle "dem Gutachten von Professor Mayer zum Datenschutz nicht vorgreifen, aber für mich sind humanitäre Gründe ausschlaggebend". Es reiche, wenn der Patientenanwalt in anonymisierter Form zu Vorwürfen Stellung nehme. Pilz hielte eine Aussage W.s für "besonders wichtig", da er in seinem Leben an mehreren psychiatrischen Abteilungen war und diese gut vergleichen könne. W. kann jedenfalls nicht nachvollziehen, warum er seine Erfahrungen, die er anderen ersparen möchte, vielleicht nicht erzählen darf. (Gudrun Springer/ DER STANDARD Printausgabe 17.4.2008)