Ein Name wie ein Sch(m)erzkeks: Aids Wolf, Verwandte des Fleischwolfs, frönen einem (un-)heiligen Lärm.

Foto: Skin Graft

Diesen Namen kann man sich im Schritt zergehen lassen: Aids Wolf. So nennt sich ein Vierer aus Kanada, der, in seine Einzelteile zerlegt, auf folgende Rufnamen hört: "Special Deluxe", "Hiroshima Thunder", "Him" sowie "Barbarian Destroyer".

Uff! Da ertönt eigentlich sofort norwegischer Black-Metal-Alarm, brechen Assoziationen von mit Schwertern bewaffneten Kirchenanzündern los. Diesbezüglich kann aber Entwarnung gegeben werden.

Zwar haben Aids Wolf, wie man so schön sagt, einen an der Waffel. Ihre Energie wird jedoch weitgehend gewaltlos in ihre Kunst kanalisiert. Die Band, die eher unwirsch reagiert, wenn man sie als traditionelle Musikanten bezeichnet, sieht sich selbst als "Soundgenerator". Soll sein, es ist jedenfalls ein Understatement. Aids Wolf sind Kinder eines heiligen - oder eher unheiligen - Lärms.

Hier werden Noise-Gewitter, wie sie die frühen Sonic Youth freisetzten, zu hyperaktiv angekoksten Eruptionen überhöht, denen das Instrumentarium kaum noch gewachsen scheint. Ein Donnerwetter an der Belastungsgrenze und also dem Vermittlungsversuch von "Obsession" des donaufestivals mehr als nur entsprechend.

Aids Wolf stehen beispielhaft für eine extreme Ausformung des gerade wieder ein kleines Revival feiernden Noise-Genres, in dem vor allem auch der rustikale Zugang, wie er im technologischen Mittelalter der 80er-Jahre fröhliche Urständ feierte, neue Beachtung findet. Dass nicht so laut gegessen wird, wie gekocht wurde, stimmt im Falle von Aids Wolf jedenfalls nicht. Noise-Rock plus Fleischwolf ergibt - Aids Wolf. (Karl Fluch / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.4.2008)